Kroatiens Luka Modric: Aufhören? Nein, danke!
Frankfurter Rundschau
Kroatien spielt um Platz drei und Luka Modric wohl noch die EM 2024 in Deutschland.
Es war hinterher mächtig Betrieb auf der kroatischen Bank. Fast eine halbe Bambini-Elf tummelte sich plötzlich auf den Plätzen, auf denen die Protagonisten des verlorenen WM-Halbfinals gegen Argentinien (0:3) gerade noch mit leerem Blick gesessen hatten. Dass Luka Modric, der 37-jährige Kapitän oder Ivan Perisic, der 33-jährige Gefährte, die Familien mit Kindern nach Doha gebracht haben, half dabei, die Trauer zu vertreiben. Töchter und Söhne schienen zu spüren, dass die Väter ein bisschen Trost vertragen konnten.
Hinterher spielte auch Nationaltrainer Zlatko Dalic den Aufbauhelfer, obwohl seine Elf nach einer sehr passablen Anfangsphase diesmal nach einem Gegentor einging wie eine Primel. Der Gegner kappte alle Versorgungswege in die Offensive der „Vatreni“. Der kroatische Fußballverband verbreitete über Twitter extra noch mal den Dalic-Duktus aus der Pressekonferenz: „Es gibt keinen Vorwurf an unsere Jungs. Ich gratuliere ihnen für alles, was sie bei dieser WM geleistet haben. Nun müssen wir aufstehen, uns sammeln und dann werden wir versuchen, die Bronzemedaille zu gewinnen.“ Das wiederholt kritisierte Spiel um Platz drei am Samstag (16 Uhr) ist für die Kroaten tatsächlich ein lohnenswertes Ziel.
WM-Dritter 1998, WM Zweiter 2018, WM Dritter 2022 – das würde sich im Briefkopf eines Verbandes mit offiziell nicht mal 100 000 Mitgliedern gut machen. Der im Teamhotel für internationale Gäste überaus zugängliche Nationalcoach muss seine Mannschaft aus einem Land mit etwas mehr Einwohner:innen als Berlin zusammenstellen – allein das verdeutlicht die enorme Leistung, die Modric und Co. mal wieder erbracht haben. Wer denken würde, das Platzierungsspiel im Khalifa-Stadium wird zugleich das Abschiedsspiel des Strategen, der liegt wohl falsch.
Denn zu verlockend ist auch für die älteren Stars die EM 2024 in Deutschland, wo kroatische Fans in ganz anderen Größenordnungen Unterstützung leisten wollen als nach Katar, wie die Anhänger:innen der „Vatreni“ in dieser Nacht trotz aller Enttäuschung verrieten. Zwar muss sich Kroatien in einer Gruppe mit Wales, Türkei, Armenien und Lettland für das Event auf deutschem Boden erst noch qualifizieren, aber das sollte ja klappen.
Auch Dalic würde den Verbleib seiner namhaften Stützen zumindest bis in den übernächsten Sommer noch begrüßen, die in dem eingespielten Gefüge Halt und Harmonie vermitteln. „Das ist die goldene Generation des kroatischen Fußballs. Sie haben Großes geleistet“, sagte der 56-Jährige. „Ich denke, dass diese Generation auch bei der Euro 2024 dabei sein wird.“ Er wird selbstredend seinen bis dahin laufenden Vertrag auch erfüllen.