Kosovo: Liebe über Grenzen und Mauern hinweg
DW
Der Konflikt zwischen Serbien und Kosovo hat eine junge Serbin und einen jungen Albaner nicht abgehalten, eine Liebesbeziehung einzugehen. Die beiden kämpfen mit Widrigkeiten - und leben glücklich zusammen in Prishtina.
Gerade mal einen Steinwurf weit von der Universität in Prishtina entfernt haben Suzana M., 25, aus Novi Sad in Serbien und Gent S., auch 25, aus Ferizaj in Kosovo, sich ein kleines, gemeinsames Heim liebevoll eingerichtet. Die beiden sind seit knapp zwei Jahren ein Paar. Ihre Geschichte ist die einer Liebe, die auch heute noch in beiden Ländern nahezu undenkbar erscheint. Der Weg dahin führte Suzana und Gent fast durch den gesamten Balkan.
Kennengelernt haben sie sich in der kroatischen Adria-Hafenstadt Rijeka im Mai 2021. Suzana hatte dort einen Semesterferienjob als Kellnerin, Gent arbeitete auf dem Bau. Eines Tages verbrachte Suzana mit Kolleginnen ein paar fröhliche und ausgelassene Stunden am Strand von Rijeka. Einige Schritte entfernt saß Gent. Er fiel Suzana auf. Mit seinen braunen Haaren und Augen erschien er ihr irgendwie anders, besonders. Gent wiederum war die groß gewachsene, schlanke Suzana mit ihren langen, dunkelblonden Haaren sofort aufgefallen, auch sie erschien ihm besonders. Als ihre Blicke sich trafen, fasste sich Gent ein Herz, sprach Suzana an und lud sie ein zu einem Eis.
Suzana erinnert sich: "Normalerweise hätte ich so eine Einladung nie angenommen, weil meine Eltern mich so erzogen haben, aber meine Kolleginnen drängten mich dazu, mitzugehen." Die beiden kamen ins Gespräch. Als erste Gemeinsamkeit entdeckten sie, dass sie Diskussionen und Vorurteile über ethnische Zugehörigkeiten ablehnten. Der Unterhaltung beim Eis folgten viele weitere Treffen. "Ich mochte ihn von Anfang an", erzählt Suzana. "Er ist ein ehrlicher und gutherziger Mensch."
Suzana ist das einzige Kind eines serbischen Elternpaars, geboren in Bosnien und Herzegowina. Nach den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien zog die Familie nach Novi Sad in der serbischen Wojwodina, wo neben Serben unter anderem auch Ungarn und Rumänen leben. Suzanas Eltern wollten in einer multiethnischen und multikulturellen Umgebung wohnen. "Nicht aus Zufall heiße ich Suzana, meine Eltern wollten mir keinen typisch serbischen Vornamen geben", sagt sie.
Gent wuchs als zweitgeborener Sohn in einer albanischen Familie in Ferizaj im Süden Kosovos auf. Er kam früh in Kontakt mit anderen Nationalitäten und Religionen, weil seine Familie Freunde aus Bulgarien und auch einige entferntere Angehörige mit nicht-muslimischer Religion hatte.