Kosovarischer Ex-Kommandeur zu 26 Jahren Haft verurteilt
DW
Mehr als 20 Jahre nach Ende des Kosovo-Kriegs wird ein ehemaliger Geheimdienstleiter für seine Taten von damals belangt. Er soll für Folter und einen Mord verantwortlich gewesen sein.
Ein Sondergericht des Kosovos in Den Haag hat sein erstes Urteil in Sachen Kriegsverbrechen gefällt. Salih Mustafa soll während des Kosovo-Kriegs einer der führenden Köpfe der albanischen Miliz "Befreiungsarmee des Kosovo" (UCK) gewesen sein. Als Leiter des internen Geheimdienstes der Miliz habe er zusammen mit Untergebenen mindestens sechs Zivilisten grausam gefoltert.
Einer der Männer starb an seinen Verletzungen, weil ihm die medizinische Versorgung verweigert worden war. Mustafas Handlungen "kamen faktisch einer Entscheidung gleich, das Opfer zu töten, da ihm zu diesem Zeitpunkt jede Überlebenschance verwehrt war", hieß es in der Anklage.
Druck auf Zeugen befürchtet
Das Sondergericht, das Teil des kosovarischen Justizsystems ist, verurteilte den heute 50-Jährigen deshalb wegen Kriegsverbrechen zu 26 Jahren Haft. Zahlreiche Zeugen, darunter auch Opfer, wurden im Laufe des Prozesses befragt.
Die Einrichtung wurde auf internationalen Druck 2015 ins Leben gerufen und ist mit internationalen Richtern und Anklägern besetzt. Wegen der Gefahr der starken Einflussnahme auf Zeugen wurde sie nach Den Haag verlegt. Im Kosovo beherrschen auch heute noch ehemalige UCK-Mitglieder das politische Leben.