Kollaps der Silicon Valley Bank schockt Finanzmärkte
DW
Die Pleite der Silicon Valley Bank in den USA sorgt für Schockwellen an den Finanzmärkten. Zwar hat die US-Regierung entschieden eingegriffen, Sorgen an den Finanzmärkten um mögliche Dominoeffekte aber bleiben.
Trotz der Maßnahmen der US-Behörden bleiben nach dem Kollaps von zwei US-Banken Sorgen an den Finanzmärkten bestehen. Am Freitag wurde die auf Startup-Finanzierung spezialisierte Silicon Valley Bank nach einer gescheiterten Kapitalerhöhung geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt. Mit der Signature Bank aus New York haben die US-Aufsichtsbehörden dann ein weiteres Kreditinstitut geschlossen, nachdem Kunden in großem Stil ihre Gelder aus der Bank abgezogen hatten. In beiden Fällen seien die Kundengelder gesichert, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von US-Finanzministerin Janett Yellen, Notenbankchef Jerome Powell und dem Einlagensicherungsfonds FDIC. Auch US-Präsident Joe Biden meldete sich zu Wort. In der TV-Ansprache erklärte er am Montagmorgen (US-Zeit): "Die Amerikaner können sich darauf verlassen, dass das Bankensystem sicher ist." Für die Kosten müssten nicht die Steuerzahler aufkommen, sondern ein Sicherungsfonds, der von den Banken gespeist wird.
Trotzdem hält die Verunsicherung - auch unter Anlegern in Deutschland - an. Nach deutlichen Verlusten am Freitag geht es zu Wochenbeginn an der Börse in Frankfurt weiter bergab. "Die Sorge der Anleger ist, das weitere Banken angesichts steigender Zinsen und Renditen das Handtuch werfen könnten", sagte Christian Henke von IG Markets.
Moritz Schularick, Wirtschaftsprofessor an der Universität Bonn und designierter Präsident des Kiel Institut für Weltwirtschaft, weist darauf hin, dass "entschlossenes Handeln" der USA das Risiko weiterer Bankenzusammenbrüche verringert hat. "Das US-Finanzministerium und die US-Notenbank haben über das Wochenende etwas auf die Beine gestellt, das die Einleger dieser beiden Banken beruhigen sollte," so Schularick im Interview mit der DW.
Gleichzeitig sollte die Welt aufmerksam auf die bestehenden Probleme des globalen Finanzsektors schauen: "Diese Dinge sind naturgemäß schwer vorherzusagen, und die Wahrheit ist, dass die Probleme, die die Silicon Valley Bank und die Signature Bank zu Fall gebracht haben, nicht auf diese beiden Banken beschränkt sind. Die Frage ist also: Wer ist noch da draußen?"
Hintergrund ist, dass sich vor allem die Silicon Valley Bank gezwungen sah, Anleihen zu verkaufen. Offenbar wollten einige Startup-Unternehmen Gelder aus der Bank abziehen, weswegen das Institut seine Anleihebestände liquidieren musste. Das Problem: Mit der Zinswende der Notenbanken sind die Renditen gestiegen, die Kurse der Anleihen aber gefallen. Bei einem Verkauf der Anleihen realisieren sich die gefallenen Kurse dann in Form von Verlusten für die Bank. Deswegen hatte die Bank versucht, eine Notkapitalerhöhung durchzuführen, die aber gescheitert ist.