Klimawandel in Nahost: Wenn das Wasser knapp wird
DW
Im Nahen Osten droht absehbar erheblicher Wassermangel. Das könnte enorme soziale und politische Auswirkungen haben. Einige Entwicklungen seien unaufhaltsam, so eine Studie. Andere ließen sich hingegen noch eindämmen.
Der Sommer 2021 war im Nahen Osten so heiß wie kaum einer zuvor: Das Thermometer kletterte auf beinahe 50 Grad Celsius, das waren fast sieben Grad mehr als zu dieser Jahreszeit üblich. Hitze und Wind entfachten mehrere Waldbrände, insbesondere in Algerien, wo 65 Menschen durch die Feuer starben.
Vieles deutet darauf hin, dass der glühende Sommer 2021 kein einmaliger Ausreißer war. Im Gegenteil: Einer Analyse des European Union Institute for Security Studies (EUISS) zufolge dürften die Sommermonate künftig noch heißer und trockener werden als bislang schon. Die Arab Climate Futures, so der Name der auf zahlreichen klimawissenschaftlichen Untersuchungen beruhende Studie, zeichnen ein klimatisch bedrückendes Zukunftsbild des sich von Marokko bis zum Oman spannenden Staatenbogens, der bereits jetzt mit erheblichen Umweltproblemen zu kämpfen hat und von deren Auswirkungen härter betroffen sein wird als jede andere Weltregion.
Dabei teilt die zu über vier Fünftel aus Wüsten oder wüstenähnlichen Gebieten bestehende Region das Schicksal vieler anderer weniger hoch entwickelter Länder: Sie hat zwar wenig - seit dem Jahr 1850 gerade einmal drei Prozent - zum globalen CO-2-Ausstoß beigetragen, bekommt dessen Auswirkungen aber besonders hart zu spüren.
So werden die prognostizierten durchschnittlichen Temperaturanstiege für die MENA-Länder in den Jahren 2040 bis 2059 2,0 bis 2,7 Grad betragen. In einzelnen Gebieten dieser Länder kann es sogar bis zu 3,3 Grad heißer werden.
Zwangsläufig sei diese Entwicklung aber nicht, sagt Florence Gaub, stellvertretende Direktorin des EUISS und eine der beiden Autorinnen der Studie. Einige Trends seien abwendbar, andere hingegen ließen sich kaum noch vermeiden. "Ein Land wie Ägypten etwa steht unmittelbar an einem Scheideweg. Wie sich der Klimawandel auswirkt, hängt sehr stark davon ab, was die Regierung jetzt tut", so Gaub im DW-Interview. Laufe es gut, würden dort 20 bis 40 Prozent weniger Niederschlag fallen. Das könne das Land noch verkraften. Im ungünstigsten Fall könnten es aber bis zu 60 Prozent sein.