Klima und Biodiversität: Warum einige Arten besonders wichtig sind
DW
Wölfe, Elefanten oder Torfmoos: Schlüsselarten sind entscheidend für das Überleben von Ökosystemen und zur Bekämpfung des Klimawandels.
Alle Tier- und Pflanzenarten sind wichtig für die Natur. Einen besonders großen Einfluss haben jedoch sogenannte Schlüsselarten, sie sind besonders wichtig für die biologische Vielfalt.Ein Beispiel: Wölfe. Nachdem die Menschen im letzten Jahrhundert den Wolf in Europa und den USA fast ausgerottet hatten, veränderte das die Ökosysteme der Wälder. Große Huftiere wie etwa Hirsche und Elche hatten plötzlich keine Fressfeinde mehr, sie vermehrten sich viel schneller als vorher, fraßen zu viel Vegetation und zertrampelten Gebiete, die sie vorher nicht betreten hatten.
Die nun deutlich größere Huftier-Populationen veränderten die Landschaften stark und zerstörten Lebensräume, die für andere Arten wie etwa Singvögel wichtig waren. Vermehrtes Abgrasen führte zu verstärkter Erosion, das veränderte den Lauf von Flüssen, was wiederum ganze Ökosysteme an den Küsten beeinflusste.
Inzwischen sind viele solcher Schlüsselarten vom Aussterben bedroht - damit sind ganze Ökosysteme in Gefahr, die sie bisher reguliert haben.
In den frühen 60er Jahren führte der US-amerikanische Ökologe Robert Paine ein grundlegendes Experiment dazu durch. Nachdem er eine bestimme Art muschelfressender Seesterne aus einem Küstenabschnitt entfernt hatte, vermehrten sich die Muscheln derart stark, dass sie miteinander in Konkurrenz um den Lebensraum traten. Die Biodiversität des Gebiets reduzierte sich in Folge stark, so dass teils nur noch eine Muschelart dort lebte. Seeanemonen und andere Arten waren dagegen verschwunden. Für Paine ein klares Zeichen, dass Seesterne eine bedeutende Funktion für die Artenvielfalt in küstennahen Ökosystemen haben.
Den Seestern bezeichnete er als Schlüsselart für dieses Ökosystem, wie der Schlussstein oben in einem gemauerten Torbogen, der alle anderen Steine zusammenhält. Schlüsselarten sind oft Raubtiere, die ganz oben in der Nahrungskette stehen. Doch das gilt nicht für alle Schlüsselarten, manche sind auch ganz weit unten im Nahrungskreislauf: Krill zum Beispiel, eine kleine, fast durchsichtige antarktisches Krebsart, sie reguliert die Nahrungskette des Südlichen Ozeans und ernährt viele Tierarten von Walen bis hin zu Pinguinen und Vögeln.