Kirgisistan will mehr giftiges Quecksilber produzieren
DW
Quecksilber ist gesundheitsschädlich, nicht nur für die Menschen in der Produktion des giftigen Metalls. Viele Staaten verbieten daher den Handel seit einiger Zeit. Kirgistan jedoch plant, die Produktion zu steigern.
Die kleinen Hügel bei Aidarken schimmern leicht rot. Hinter ihnen qualmt kräftig ein hoher Schornstein. Hier unter der Erde liegt der Schatz der kleinen kirgisischen Stadt: Zinnober. Das ist ein kräftig rot leuchtendes Mineral mit einem hohen Anteil an Quecksilber. Unter Tage zertrümmern deswegen Männer mit Stirnlampen auf dem Kopf und Vorschlaghammern in der Hand Felsstück für Felsstück. Es ist dunkel und staubig; das Quecksilber im Gestein ist gefährlich.
Das Quecksilberkombinat von Aidarken ist eines der letzten Unternehmen auf der Welt, in der Zinnober überhaupt noch legal abgebaut und das Quecksilber anschließend auf dem Weltmarkt verkauft wird. Denn im Oktober 2013 einigten sich zahlreiche Staaten auf die Minamata-Konvention. Das globale Abkommen verbietet seit dem vergangenen Jahr die Produktion von Quecksilber sowie den internationalen Handel zahlreicher quecksilberhaltiger Produkte. 135 Staaten haben das Minamata-Abkommen bislang unterzeichnet.
Die Unterschrift von Kirgistan fehlt. Denn das Quecksilber ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für das Land. Daher plant Kirgistan derzeit sogar, die Förderung des giftigen Minerals auszuweiten. Dabei warnen Forscher längst. "Ich glaube, dass die Umweltverschmutzung durch das Quecksilber nicht nur unser Problem hier in der Region ist", sagt Makhmud Isirayilov. Er ist Leiter eines nahegelegenen Labors des Gesundheitsministeriums. "Es ist ein globales Problem."
Etwa 10.000 Menschen leben in Aidarken. Seit 1941 wird hier Quecksilber abgebaut. Damals gehörte Kirgistan noch zur Sowjetunion, die das Quecksilber vor allem für die Rüstungsindustrie während des Zweiten Weltkriegs fördern ließ. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion blieb die Mine in staatlicher Hand. Das Quecksilber ging in weiten Teilen in den Export nach China, Russland, Kasachstan, die Ukraine, Indien, Frankreich und in die USA.
Seit Inkrafttreten der Minamata-Konvention geht der internationale Handel mit Quecksilber weltweit zurück. Dennoch wurde 2019 weltweit noch Quecksilber im Wert von rund 38 Millionen Dollar (32 Mio. Euro) gehandelt.