
Kickers Offenbach setzen auf Demut und Kontinuität
Frankfurter Rundschau
Die Offenbacher Kickers haben aus den vergangenen Jahren gelernt, dass komplette Umbrüche auf allen Ebenen nichts bringen.
Es ist eine Melodie, die seit 2013 im Grunde stets den gleichen Refrain hat: Jedes Jahr wird Kickers Offenbach als Favorit auf die Meisterschaft in der Fußball-Regionalliga Südwest gehandelt, jedes Jahr schrammt der Traditionsverein vom Bieberer Berg mehr oder weniger knapp am Sehnsuchtsziel vorbei: der Rückkehr auf eine größere Landkarte des deutschen Fußballs.
Auch im Sommer 2024 ist das nicht anders: 13 Trainer der Liga haben den OFC auf dem Zettel. Anders aber ist die eigene Herangehensweise in Offenbach. Demut ist angesagt nach dem elften Rang in der zurückliegenden Saison, der schlechtesten Platzierung seit dem Zwangsabstieg aus der Dritten Liga 2013. „Dass das nicht unser Anspruch ist, wissen wir, wir wollen mehr erreichen“, sagt Mittelfeldregisseur Marc Wachs. Der frühere Dreieicher, im Winter von Eintracht Frankfurts U21 gekommen, steht beispielhaft für die neuen Tugenden, die aus einem wankelmütigen Riesen der Regionalliga einen stabilen Anwärter auf einen Platz im oberen Drittel machen sollen. Die mit sechs externen Zugängen verstärkte Mannschaft von Trainer Christian Neidhart wirkte in Vorbereitungsspielen gegen Teams wie die Zweitligisten Fortuna Düsseldorf und den 1. FC Kaiserslautern stabiler. „Jeder, der auf dem Platz steht, gibt 110 Prozent. Dieses Wiederholen, dieses ‚Nie satt sein‘, immer wieder ankämpfen, das wird Punkte bringen und kann Leistungsschwankungen beheben“, sagt Wachs. Und der 29-Jährige, der künftig mit Daniel Dejanovic (23) einen langjährigen Mitstreiter aus Zeiten bei Hessen Dreieich und der Eintracht neben sich weiß, ist in Abwesenheit des nach einem Achillessehnenriss noch im Aufbautraining befindlichen Maximilian Rossmann zum Kapitän aufgestiegen. „Ich strebe nach dem Höchsten“, sagt Wachs und zählte mit dieser Einstellung zuletzt in einer problematischen Rückrunde zu den Besten.
Die wahrscheinlich wichtigste Erkenntnis, die der OFC aus den vergangenen Jahren gezogen hat: Komplettumbrüche auf allen Ebenen bringen nichts. Und so dürfen sich Sportgeschäftsführer Christian Hock und Trainer Christian Neidhart einer längst nicht gewöhnlichen Unterstützung von Seiten des Vereins sicher sein. Kontinuität lautet die neue Formel, und Neidhart ist sich sicher, dass sie früher oder später zum Erfolg führen wird. „Wir sind bereit für den Start“, sagt der 55-Jährige mit Blick auf die Partie beim SC Freiburg II am Samstag (14 Uhr).
Seine Mannschaft sieht er besser aufgestellt als im Vorjahr, sie sei stabiler, spiele wie erhofft besseren Fußball und zeige Mentalität. Dafür sollen auch Zugänge wie der lauf- und einsatzfreudige Ron Berlinksi (Rot-Weiß Essen), der abschlussstarke Valdrin Mustafa (Jahn Regensburg) oder die spielstarken Boubacar Barry (Astoria Walldorf) und Onur Ünlücifci (FSV Frankfurt) stehen. Gemeinsam wollen sie ein neues Stück OFC komponieren. Eines, das nicht den gleichen Refrain hat wie seit elf Jahren.













