Kenosha-Prozess: Todesschütze Kyle R. verteidigt sich – Ausschreitungen befürchtet
Frankfurter Rundschau
Im Prozess um die tödlichen Schüsse bei Protesten in Kenosha meldet sich Kyle R. zu Wort. Die Polizei in Chicago bereitet sich auf Ausschreitungen vor.
Kenosha – Im viel beachteten Prozess um den gewaltsamen Tod von zwei Menschen bei Anti-Rassismus-Protesten im US-Bundesstaat Wisconsin 2020 hat sich der Angeklagte erstmals ausführlich selbst zu Wort gemeldet. „Ich habe nichts falsch gemacht. Ich habe mich verteidigt“, sagte der 18 Jahre alte Kyle R. am Mittwoch (10.11.2021) bei dem Prozess im Kenosha County Courthouse. Bei seiner Aussage brach der junge Mann zwischenzeitlich derart in Tränen aus, dass der Richter die Sitzung kurz unterbrach.
In Kenosha in Wisconsin waren im Sommer 2020 schwere Proteste ausgebrochen, nachdem dem Afroamerikaner Jacob Blake bei einem Polizeieinsatz mehrfach in den Rücken geschossen worden war. Der Fall ereignete sich in einem bereits aufgeheizten politischen Klima, denn nur etwa drei Monate vorher war in Minneapolis der Afroamerikaner George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz getötet worden.
Der zu der Zeit 17-jährige Kyle R. erschoss damals zwei Menschen mit einem Sturmgewehr und verletzte eine weitere Person. Der Weiße war damals nach Kenosha gereist, um dort eigenen Angaben nach Eigentum vor Plünderungen zu schützen. Er plädierte auf nicht schuldig – bestreitet die Tat an sich aber nicht. Er beruft sich allerdings auf das Recht auf Selbstverteidigung. Die Anklage legt ihm unter anderem Mord in zwei Fällen zur Last. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe.