KBV-Chef beklagt Stigmatisierung von Ungeimpften
n-tv
Nach der Veröffentlichung der Sitzungsprotokolle des Robert Koch-Instituts im ersten Corona-Jahr wird eine Aufarbeitung der Pandemiezeit intensiv diskutiert. Kassenärzte-Chef Gassen beklagt den Umgang mit Ungeimpften und wirbt für die Einrichtung einer Enquete-Kommission.
Kassenärzte-Chef Andreas Gassen hat nach der Veröffentlichung von Corona-Protokollen des Robert-Koch-Institutes (RKI) massive Vorwürfe im Umgang mit Ungeimpften erhoben. "Man hat diejenigen, die sich nicht haben impfen lassen, zu sehr stigmatisiert", sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Das Thema Impfen sei "teilweise überhöht" worden. "Die wissenschaftlich fundierten Stiko-Empfehlungen - nicht der politische Wille - hätten alleinige Grundlage sein sollen."
Die Debatte um eine Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen wurde durch jüngst veröffentlichte Protokolle des Robert-Koch-Instituts wieder intensiver geführt. Die Protokolle geben Einblicke in die Arbeit des Krisenstabs aus der Zeit von Januar 2020 bis April 2021.
Im Zentrum der Debatte stand unter anderem die Aussage des ehemaligen Bundesgesundheitsministers Jens Spahn von einer "Pandemie der Ungeimpften". Es stehe "außer Frage", dass die Corona-Impfungen in der Risikogruppe der Hochbetagten und Vorerkrankten gewirkt hätten, gerade um schwere Verläufe zu verhindern, erklärte Gassen. "Aber die Aussage, wer nicht geimpft ist, trage Schuld an Ansteckungen und Todesfällen anderer, ist nicht gedeckt."