Karla Borger: „Wir sollten an erster Stelle stehen“
Frankfurter Rundschau
Die deutsche Beachvolleyballerin führt „Verein Athleten Deutschland“ als neue Präsidentin an und sieht den Sport „mitten in einer Umbruchphase“.
Meinungsstärke, Mut, auch Konfliktbereitschaft sind Charakterzüge, die Karla Borger offenbar in die Wiege gelegt wurden. Ihre Mutter, Cordula Pütter, einst Europameisterin im Beachvolleyball, war es, die schon vor vielen, vielen Jahren den Weltverband für dessen Hosenvorgaben öffentlich anging. In diesem Kontext sollte es also kaum überraschen, dass auch Tochter Karla, mittlerweile 32 und ebenfalls eine Topspielerin im Beachvolleyball, Vizeweltmeisterin 2013, ähnlich selbstbewusst ihre innere Überzeugung nach außen vertritt.
Bestes Beispiel: Der Katar-Protest im Frühjahr, als Borger und ihre Teampartnerin Julia Sude sich weigerten, in langen Hosen und T-Shirts auf den Sandplatz zu treten. Die ansonsten im Frauen-Beachvolleyball üblichen Bikinis seien zu anstößig, hieß es vom Veranstalter in Katar. Die mediale Aufmerksamkeit schnellte in die Höhe. Borger und Sude boykottierten das Turnier im Emirat, sie wollten selbst entscheiden, was zu freizügig ist und was nicht. Auch ihre Gebärmutterhalskrebs-Erkrankung machte die gebürtige Heppenheimerin bekannt, um das Thema zu enttabuisieren und Frauen zur Vorsorge zu ermutigen.
Ihre klare Haltung wird sich Karla Borger bewahren und künftig noch häufiger benennen müssen. Die zweimalige Olympiateilnehmerin ist am Samstag bei der Mitgliederversammlung des Vereins „Athleten Deutschland“ zur Präsidentin gewählt worden, sie folgt auf den früheren Fecht-Weltmeister Max Hartung. Borger setzte sich gegen die Rollstuhlbasketballerin Mareike Miller und den ehemaligen Wasserballer Tobias Preuß durch. Sie stehe vor einer „spannenden Aufgabe“ so Borger, „mitten in einer Umbruchphase des deutschen Sports“.