Kürzerer Genesenenstatus: Was Experten sagen
ZDF
Das RKI hat die Dauer des Genensenenstatus nach einer Corona-Infektion halbiert - und damit für Ärger gesorgt. Wer ist davon betroffen?
Die Dynamik der Corona-Pandemie hat immer wieder Regeln und Maßnahmen überholt und Anpassungen nötig gemacht. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse beeinflussen so mitunter den Kurs der Politik. Seit diesem Dienstag gilt man etwa mit zwei Impfdosen gegen Covid-19 nur noch neun statt zwölf Monate als vollständig geimpft. Die Impfzertifikate von Geboosterten gelten dagegen weiter zeitlich unbegrenzt.
Ebenfalls auf Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse hatte das Robert-Koch-Institut Mitte Januar entschieden, dass Menschen, die eine Corona-Infektion durchgemacht haben, nur noch für drei Monate als genesen gelten - zuvor waren es sechs Monate. Die Entscheidung hatte für Verwirrung und auch für Kritik gesorgt.
Virologin Sandra Ciesek etwa hält eine pauschale Verkürzung des Genesenen-Status nicht für sinnvoll. Für einige Patienten sei die Regelung sogar "ungünstig", so die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie an der Frankfurter Uniklinik. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sprach im ZDF von einer "Kommunikations-Fehlleistung".
Die Verkürzung des Genesenenstatus betrifft nur Menschen, die sich erstmal mit dem Virus infiziert haben, ohne vorher eine Impfung gegen das Coronavirus erhalten zu haben. Sie sind nach Ablauf der drei Monate wieder aus vielen Bereichen des öffentlichen Lebens ausgeschlossen.
Personen, die sich nach einer, zwei oder drei Impfungen angesteckt haben, sind von der neuen Regelung nicht betroffen.
Die Stärke des Immunschutzes von Genesenen im Vergleich zu Geimpften ist immer wieder in der Diskussion. Studien zeigen, dass bei gesunden Menschen nach einer natürlichen Infektion sowie nach vollständiger Impfung hohe Antikörpertiter im Blut gemessen werden können. Ihre Konzentration nimmt aber nach wenigen Monaten wieder ab. Damit wächst das Risiko einer "Durchbruchsinfektion", also einer Infektion, die den Immunschutz durch die erste Infektion oder die Impfung durchbricht.
"Bei Genesenen kann die Menge der Antikörper und T-Zellen gegen die viralen Proteine sehr individuell sein", erklärt die Immunologin Dr. Christine Falk. Die Reaktion des Immunsystems hänge sowohl von der Virus-Variante ab, mit der sich die Person angesteckt hat, und auch der Viruslast, also der Menge an Virus, mit der die Person in Kontakt gekommen ist. Damit eng verbunden ist auch die Schwere des Krankheitsverlaufs.