
Können Antibiotika die Operation ersetzen?
Die Welt
Ärzte bundesweit müssen täglich hunderte Male entscheiden: Sollen sie eine Blinddarmentzündung operieren oder reichen Antibiotika aus? Studien schaffen nur bedingt Klarheit. Vom Umgang mit einem häufigen medizinischen Problem.
Vermeintliche medizinische Fehlbehandlungen haben mitunter ein juristisches Nachspiel. Wie bei jener jungen Frau, die mit Unterbauchschmerzen zum Gynäkologen ging. Der schloss eine gynäkologische Ursache aus und verwies die Patientin zum Chirurgen, der wiederum eine Blinddarmentzündung diagnostizierte. Als Ärzte den Wurmfortsatz entfernen wollten, bemerkten sie, dass nicht er entzündet war, sondern ein Eierstock. Schließlich entwickelte die Patientin an der Wunde auch noch einen Narbenbruch - und zog vor Gericht. Die Ärzte hätten, so ihr Argument, eine Blinddarmentzündung vorher sicher ausschließen müssen.
Der Fall zeigt zweierlei: Die Diagnose einer Appendizitis - so der Fachterminus für eine Blinddarmentzündung - kann schwierig sein. Und besonders schwierig gestaltet sich die Diagnosestellung bei jungen Frauen. Klagen können auch andere Gründe haben, etwa weil Ärzte eine bestehende Blinddarmentzündung nicht erkannt haben und es nachfolgend zu Komplikationen kommt. In die ohnehin nicht einfache Thematik mischt sich seit einiger Zeit eine weitere Frage: Muss eine Blinddarmentzündung immer operiert werden, oder genügt mitunter eine Antibiotika-Therapie? Und falls ja, wann?
