Junger Drogenboss führt Ermittler an Nase herum
n-tv
Sebastián Marset gibt sich in Bolivien als Geschäftsmann aus, lebt mit seiner Familie in einer Villa, spielt Fußball. Er ist einer der berüchtigsten Drogenbosse Südamerikas. Seit Jahren führt er Ermittler und Behörden vor.
Fast hätten Einsatzkräfte in Bolivien Ende Juli eine jahrelange Jagd um die halbe Welt erfolgreich abgeschlossen. Doch die Ermittler verraten sich - und der Drogenboss Sebastián Marset entkommt ein weiteres Mal. Gemeinsam mit seiner Frau und seinen Kindern gelingt ihm die Flucht vor der "Operation Löwe 23" - womöglich der größte konzertierte Einsatz seit der Jagd auf den berüchtigten kolumbianischen Drogenboss Pablo Escobar.
Einige Tage später, die Polizisten haben inzwischen mehrere seiner Komplizen festgenommen, veröffentlicht der 32-Jährige ein Video: Darin dankt er dem Chef der bolivianischen Anti-Drogen-Einheit dafür, ihn vorab vor der Razzia gewarnt zu haben. Dieser widerspricht vehement: "Ich lasse mir nicht 30 Jahre meiner Karriere von einem Drogenschmuggler beschmutzen", poltert Ismael Villca. Die Polizei habe sich "fehlerlos" verhalten. "Wir kriegen Marset", versichert auch Boliviens Innenminister Eduardo Del Castillo nach dem gescheiterten Zugriff.
Marset ist derzeit der meistgesuchte Drogenboss Südamerikas. Er führt das internationale Drogenkartell "Primer Cartel Uruguayo" (PCU) an, die bislang mindestens 16 Tonnen Kokain nach Europa geschmuggelt haben. Ganz zu schweigen von kontinentalen Lieferungen. Dem Uruguayer sind seit vergangenem Jahr Interpol, die Anti-Drogenbehörde DEA sowie Ermittlern aus vier südamerikanischen Ländern auf der Spur. Auslöser war der Mord an dem paraguayischen Staatsanwalt Marcelo Pecci, der gegen Marset und seine Komplizen ermittelte.