Johnson soll Polizeifragen zur Partygate-Affäre beantworten
DW
Der Druck auf den britischen Premier wegen Partys während des Corona-Lockdowns wächst. Boris Johnson und mehr als 50 mutmaßliche Teilnehmer an den Feiern haben einen Fragebogen von der Polizei erhalten.
Britische Medien hatten bereits darüber spekuliert, ob der Premierminister wohl zu den Empfängern des polizeilichen Fragebogens gehören wird. Jetzt liegt die Bestätigung vor. Im Zuge der Ermittlungen um eine Reihe von Lockdown-Partys habe die britische Polizei Boris Johnson einen Fragebogen zukommen lassen, sagte ein Regierungssprecher. Johnson werde wie erforderlich auf die Fragen der Metropolitan Police antworten.
Die Polizei hatte am Mittwoch angekündigt, im Zuge der Ermittlungen zu mindestens zwölf Veranstaltungen in Downing Street 10 in den Jahren 2020 und 2021 Fragebögen an mehr als 50 Menschen zu schicken, die mutmaßlich bei Feiern der Residenz des Premiers dabei waren. Die Befragten sollen binnen sieben Tagen über ihre Aktivitäten an den betreffenden Tagen Auskunft geben.
Den Angeschriebenen droht eine Geldstrafe wegen Bruchs der Corona-Regeln. Zur Zeit der Veranstaltungen im Mai, Juni, November und Dezember 2020 sowie im Januar und April 2021 galten in Großbritannien strikte Kontaktbeschränkungen und Feierverbote: Angehörige mehrerer Haushalte durften sich nicht in geschlossenen Räumen treffen.
Der Zeitung "Times" zufolge soll Johnson sich juristisch auf eine mögliche Befragung durch die Polizei vorbereiten. Der 57-Jährige werde einen privaten Anwalt, der auf Corona-Regeln spezialisiert sei, engagieren und auch für diesen selbst zahlen, berichtete das Blatt unter Berufung auf nicht genannte Quellen. Demnach soll die Verteidigung vor allem darauf aufbauen, dass Downing Street 10 für den Premierminister nicht nur Arbeitsplatz, sondern auch Wohnsitz ist. Viele der Corona-Regeln während der Lockdowns besagten damals, man dürfe sein Zuhause nicht ohne triftigen Grund verlassen.
Der Premier war in den vergangenen Wochen unter immensen Druck geraten wegen des Skandals um die Feiern an seinem Amtssitz mit reichlich Alkohol während der Pandemie. Johnson betont immer wieder, er habe weder an illegalen Veranstaltungen teilgenommen noch seien Corona-Regeln gebrochen worden.