
Jetzt kracht es richtigim Hessischen Fußballverband
Frankfurter Rundschau
Präsident Stefan Reuß ist nach Interview von Schatzmeister Ralf Viktora und Frauenausschuss-Vorsitzender Silke Sinning mächtig sauer. Heribert Bruchhagen reagiert mit Ironie auf Pläne, DFB-Vergütungsausschuss abzuschaffen.
Der Knatsch im Hessischen Fußballverband (HFV) hat sich zu einem handfesten Krach ausgeweitet. Präsident Stefan Reuß hatte sich im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau schon Ende vergangener Woche „wenig begeistert“ darüber gezeigt, dass seine Verbandsleute Silke Sinning und Ralf Viktora sich im Team mit dem DFB-Präsidentschaftskandidaten Peter Peters für die Wahl am 11. März bewerben. Inzwischen sind Reuß und sein Vizepräsident Torsten Becker richtig sauer. Denn Peters, Sinning und Viktora haben sich der „Sportbild“ zum Dreier-Interview gestellt und dabei dem von Reuß und Becker bevorzugten Kandidaten Bernd Neuendorf eine Kampfansage übermittelt. Und noch mehr.
Der Hessische Fußballverband habe die getätigten Aussagen „mit großem Unverständnis zur Kenntnis genommen und distanziert sich hiervon“, hieß es aus der Verbandszentrale, wo das Interview als Affront aufgefasst wird. Auch, dass Silke Sinning in dem Interview ausdrücklich äußerte, ein Neuanfang im DFB sei mit dem bayerischen Verbandschef Rainer Koch nicht möglich, irritiert die HFV-Verbandsspitze. Der HFV werde Koch als Kandidaten für ein Vizepräsidentenamt „uneingeschränkt“ unterstützen.
Sportwissenschaftlerin Sinning dagegen findet, mit Koch im DFB-Präsidium sei „die Transparenz nicht gegeben“. Koch, der „mit seinem Herrschaftswissen jonglieren kann“, tue der „Glaubwürdigkeit des DFB nicht gut“. Viktora stellt sich ebenfalls gegen Koch („Es hätte Koch gut zu Gesicht gestanden, auf eine Kandidatur fürs Präsidium zu verzichten“) sowie frontal gegen die hessische Verbandsführung. Es sei nicht einzusehen, „dass von oben herab vorgegeben wird, die Delegierten haben diesen oder jenen Präsidentschaftskandidaten zu wählen“.
Missbehagen gibt es bei HFV-Schatzmeister Viktora, der nun auch DFB-Schatzmeister werden will, und Sinning, die als DFB-Vizepräsidentin für Nachhaltigkeit und Diversität kandidiert, auch wegen der geplanten Abschaffung des DFB-Vergütungsausschusses. Dieses Gremium wurde erst im September 2019 auf Initiative des im Frühjahr 2021 zurückgetretenen ehemaligen DFB-Präsidenten Fritz Keller eingeführt. Ihm steht der ehemalige Geschäftsführerer des VfL Wolfsburg, Wolfgang Hotze, vor, an dessen Seite arbeitet Heribert Bruchhagen als stellvertretender Vorsitzender. Bisher gab es 16 mehrstündige Sitzungen. Unter anderem wurde bestimmt, dass ein DFB-Präsident mit 246 000 Euro pro Jahr für seine Arbeit vergütet wird.
Bruchhagen, langjähriger Vorstandschef von Eintracht Frankfurt, hat über die Medien erfahren, dass es Bestrebungen aus dem der Konferenz der Landes- verbandspräsidenten heraus gibt, den offenbar missliebigen Ausschuss abzuschaffen. Bruchhagen reagiert auf FR-Anfrage mit Sarkasmus: „Wir haben scheinbar nicht gut genug gearbeitet.“













