Inklusion im Fußball: Ein Tor des Monats reicht nicht
DW
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wird von der UEFA mit ihrem "Equal Game Award" ausgezeichnet - auch für seine Aktionen in Sachen Inklusion. Dabei gibt es da noch etliche Wünsche an die Klubs.
Zu Beginn ein Rückblick in die 1990er Jahre, die für manche Fußball-Fans ja ohnehin eine bessere Zeit war: Dass seinerzeit sogar der Ehrenspielführer der Fußball-Nationalmannschaft, Fritz Walter, im Duisburger Wedau-Stadion vorbeischaute und von seiner Ruhmestat als Weltmeister 1954 erzählte, war für die Teilnehmer der damaligen Fußballturniere mit Behinderten "das Größte". So erinnert sich Peer Brocke, Sprecher der Bundesvereinigung Lebenshilfe, die sich für das Thema Inklusion einsetzt. Insofern: Es gibt durchaus Verbindungen zwischen dem Fußball und den Versuchen, Menschen etwa mit Behinderungen erst gar nicht vom öffentlichen Leben auszuschließen.
Dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) nun mit dem "UEFA Equal Game Award" auch für sein Engagement auf dem Feld der Inklusion ausgezeichnet wird, ist keine so große Überraschung. Die drei Preisträger - neben dem DFB noch die afghanische Nationalspielerin Khalida Popal und Juan Mata von Manchester United - hätten alle "herausragende Führungsqualitäten bei der Schaffung eines offeneren, vielfältigeren und zugänglicheren Fußballs bewiesen und sind ein starkes Beispiel, dem man in der Saison 2020/21 und darüber hinaus folgen kann", hieß es in einer UEFA-Mitteilung.
Auch für die Lebenshilfe sind solche Meldungen im Prinzip positiv. Tragen sie doch ein Bewusstsein für die Notwendigkeit von Inklusion in die Öffentlichkeit.
Aber es könne noch viel passieren, findet man bei der Organisation. Das gilt auch und ganz besonders für Sportvereine in Deutschland. Die Lebenshilfe dringt nach den Worten ihres Sprechers darauf, dass auf lokaler Ebene mehr inklusive Angebote geschaffen werden. "Wir würden uns auch wünschen, dass dann die Initiative nicht nur von den Lebenshilfe-Gruppen ausgeht", sagt Brocke - sondern etwa eben auch von den Fußball-Klubs. Schließlich gebe es in den Werkstätten, in denen Inklusion gelebt wird, viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, "die sehr gerne kicken".
Und die Profis? Unvergessen die Saison 2015, als der FC Bayern München von der Lebenshilfe mit ihrem Medienpreis Bobby (benannt nach dem Schauspieler mit Down-Syndrom Bobby Bredelow) geehrt wurde - und als bei der Gelegenheit der damals 16-jährige Michael Freudlsperger (mit Down Syndom) den Bayern-Ersatztorwart Tom Starke überwand. Es war später für viele das schönste Tor des Monats, das die Zuschauerinnen und Zuschauer der ARD-Sportschau je auswählten.