In der Ukraine tobt der Kampf um jeden Millimeter
Frankfurter Rundschau
In der Ukraine verbeißen sich die Kontrahenten ineinander. Moskau packt wieder totale Herrschaftsansprüche aus, Kiew zieht seine Truppen aus dem Donbass in bessere Stellungen.
Kiew - Der Krieg stockt. Gerade noch schien es zu laufen, nach den monatelangen Kämpfen um Sjewjerodonezk eroberten Russlands Streitkräfte die Nachbarstadt Lyssytschansk in ein paar Tagen. Zwei Generäle wurden von Wladimir Putin als „Helden Russlands“ ausgezeichnet.
Aber die von Moskaus Medien mit kriegerischem Selbstbewusstsein prophezeiten Kessel- und Vernichtungsschlachten fanden nicht statt. Die Ukrainer haben praktisch die gesamte Region Luhansk verloren, aber sie haben sich geordnet auf gut vorbereitete Stellungen zurückgezogen.
Der linientreue russische Militär-Telegramkanal „Juschni Weter“ attestiert dem Feind „eine stabile Abwehr an allen Abschnitten“. Und der ehemalige Separatistenkommandeur Igor Strelkow beschwert sich digital: „Die Anfang Mai laut angekündigte Operation zur Zerschlagung der Donezker Gruppierung des Feinde ist nicht gelungen.“
Seit Monaten nun dominiert die Artillerie und die Russen konzentrieren viel davon im Donbass. Aber sobald ihre Infanterie versucht, die mehr oder weniger zerschossenen Stellungen der Ukrainer zu stürmen, kommen sie nicht recht voran.
Ein Abnutzungskrieg: Die Kontrahenten sind dazu übergegangen, vermehrt Flughäfen, Stäbe oder Munitionslager im jeweiligen Hinterland unter Feuer zu nehmen, wie just die Ukrainer in Schachtjorsk, über 50 Kilometer hinter der Front. Offenbar nutzen sie dabei die westlichen Haubitzen und Werfer. Auch die Rebellenhauptstadt Donezk liegt unter Beschuss, „frei gewordene“ Totschka-U-Raketen sowjetischer Bauart schlugen auch in Russland ein, in der Regionalhauptstadt Belgorod gab es erste zivile Todesopfer.