
In der Ukraine erinnert man sich vor allem an Nawalnys Sandwich-Zitat
n-tv
Es wäre unfair, Alexej Nawalny einen russischen Imperialisten vom Schlage Putins zu nennen. Dennoch war sein Ruf in der Ukraine durchwachsen. Das hat mit einem Satz aus dem Jahr 2014 zu tun.
Da Ukrainer täglich von der russischen Armee getötet werden, wird die Zunahme der politischen Repression in Russland hierzulande höchstens am Rande verfolgt. Nach Angaben der kurz vor der vollumfänglichen Invasion vom Moskauer Stadtgericht aufgelösten Menschenrechtsorganisation Memorial hat sich die Zahl der politischen Häftlinge in Russland seit der Krim-Annexion 2014 um das 15-Fache erhöht und beträgt nun rund 600 Menschen. Das ist viel, aber nicht mit den Opfern Russlands in der Ukraine zu vergleichen. Allein in Mariupol kamen Zehntausende ums Leben.
Trotzdem hat der Tod des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny auch in der Ukraine für Aufsehen gesorgt, auch die ukrainischen Nachrichtenportale reagierten mit Eilmeldungen und Aufmachern. Obwohl die Einstellung der Ukrainer zu Nawalny immer zwiegespalten war, freut sich bis auf vereinzelte Spötter im Netz niemand über seinen Tod. Denn der Mord an dem mit Abstand wichtigsten Putin-Gegner, der unumstrittenen Nummer eins innerhalb der russischen Opposition, mit Charisma und beeindruckendem rhetorischem Talent, ist auch für die Ukraine keine gute Nachricht.
Dass Nawalny Umstrittenheit in Kiew und Umgebung hatte im Kern wenig damit zu tun, dass er in seinen früheren Jahren mit nationalistischen Thesen geliebäugelt hat. Vielmehr ist sie auf die bewusste Entscheidung des Politikers zurückzuführen, so viele Menschen in Russland zu erreichen wie möglich.
