Impfquote bei Menschen mit Migrationshintergrund niedriger
RTL
Das liegt unter anderem an einer schlechten Impfkampagne. Aber: Viele bislang Ungeimpfte mit Migrationshintergrund würden sich impfen lassen.
Die Impfquote von Menschen mit Migrationshintergrund fällt einer Erhebung des RKI zufolge niedriger aus als bei Personen ohne Zuwanderungsgeschichte. Etwa 84 Prozent der Befragten mit Wurzeln in anderen Ländern gaben an, mindestens eine Corona-Impfung erhalten zu haben. Bei den befragten Personen ohne Migrationsgeschichte seien es 92 Prozent. Doch es gibt noch Luft nach oben.+++ Alle Infos rund um das Corona-Virus und seine Auswirkungen finden Sie jederzeit in unserem Liveticker +++
Für die neue Covimo-Studie des RKI wurden Ende 2021 auf Deutsch, Russisch, Türkisch, Arabisch, Polnisch und Englisch jeweils 1000 Personen mit und ohne Migrationshintergrund befragt.
Man müsse bei beiden Quoten jedoch von einer "Überschätzung" ausgehen, da sich an solchen Befragungen tendenziell eher Menschen mit Vertrauen in Institutionen wie das RKI und mit positiver Impfhaltung beteiligten. Der festgestellte Unterschied sei aber verlässlich.
Gerade bei Menschen mit Migrationshintergrund gibt es aber noch ein deutliches Potenzial für mehr Impfungen. Denn die Impfbereitschaft unter zugewanderten Menschen, die bisher noch keine Spritze erhalten hatten, sei höher als in anderen Gruppen. "Hier muss nachgesteuert werden", sagt RKI-Wissenschaftlerin Elisa Wulkotte. Ganz wichtig sei es, nicht einfach pauschal zwischen Personen mit oder ohne Migrationshintergrund zu unterscheiden, sondern genau auf die beeinflussenden Faktoren zu schauen, mahnte die Expertin.
Ein Beispiel: Das Bundesland mit der höchsten Impfquote (89,4 Prozent Erstimpfungen) ist Bremen. Dort haben 36,5 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund. In Thüringen haben nur 7,8 Prozent einen Migrationshintergrund – dort liegt der Anteil an Erstimpfungen bei 69,5 Prozent.
Weniger die Herkunft, sondern Deutsch-Sprachkenntnisse, Kriterien wie Bildung und Einkommen, aber auch das Alter spielten eine Rolle - je höher diese ausfallen, desto größer die Chancen, geimpft zu werden. Negativ können sich laut der Studie Erfahrungen von Diskriminierung im Gesundheitswesen auswirken. Falschinformationen über die Sicherheit der Impfung grassierten zudem häufiger unter Menschen mit Migrationshintergrund.
Die Bielefelder Forscherin Doris Schaeffer kritisierte, es fehlten auch nach zwei Jahren Pandemie Aufklärungs- und Informationskampagnen, die speziell auf die nicht-deutschsprachige, sehr heterogene Gruppe der Menschen mit Zuwanderungshintergrund ausgerichtet seien. Und auch die RKI-Expertin Wulkotte findet, die Impfkampagne sollte sich "vor allem an Personen mit wenig Deutschkenntnissen und an Personen mit niedrigem sozioökonomischem Status richten."
An Menschen also mit wenig Bildung und wenig Geld - und davon gibt es unter Menschen mit Migrationsgeschichte einfach mehr.