Im Seehandel purzeln die Containerpreise
DW
Die Frachtraten hatten in den Krisenjahren Rekordhöhen erklommen - dieser Trend ist gebrochen. Gleichzeitig lösen sich die Staus vor den großen Häfen auf. Doch ein Grund für grenzenlosen Jubel ist das nicht.
Die Weltwirtschaft leidet noch immer unter den Folgen der Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine. So sehr der Welthandel dadurch aus dem Takt gekommen ist, viele Lieferketten gesprengt wurden und das wirtschaftliche Zusammenspiel auf dem Globus herausgefordert ist: Es mehren sich die Zeichen, dass die Lage sich teilweise wieder entspannt.
Der Welthandel wird zu 90 Prozent über die Meere abgewickelt. Und wer an der Küste oder in einer Stadt mit großem Hafen wohnt, hat es selbst gesehen: Die Staus von Containerschiffen, die auf Reede lagen und auf ihre Abfertigung in den Häfen warteten. Diese Staus lösen sich inzwischen spürbar auf.
Das beobachtet auch der Verband der deutschen Reeder (VDR). Dessen Hauptgeschäftsführer Martin Kröger sieht dafür mehrere Gründe, wie etwa die Beendigung von Hafenarbeiterstreiks in Deutschland. Die Situation habe sich insgesamt entspannt und sogar normalisiert: "Die Staus vor der europäischen Küste sehen wir daher als nachhaltig überwunden", sagte er der DW.
Auch der Schiffsraum, also die zur Verfügung stehende Frachtkapazität, ist nicht mehr so knapp wie vor Jahresfrist. Das zeige sich an den Frachtraten, also den Kosten, die für den Transport der Container anfallen - sie sinken wieder deutlich. Martin Kröger: "Die Schifffahrt fährt heute wieder zu Konditionen auf dem Niveau vor der Pandemie."
Das Handelsblatt hat vorgerechnet, dass die Frachtraten teilweise "kaum noch teurer" seien, als vor der Pandemie. So würde der Transport eines 20-Fuß-Containers von China nach Nordeuropa mit durchschnittlich 1479 Dollar zu Buche schlagen, am Anfang dieses Jahres lag der Preis noch bei etwa 10.000 Dollar. Weiter heißt es, Lieferungen von Shanghai an die US-Westküste seien sogar billiger als 2019.