Im Bunker
Süddeutsche Zeitung
Die Verteidigungsministerin legt einen holprigen Start hin. Prompt wächst die Sorge in der Truppe vor schwacher Führung in schwierigen Zeiten.
Der Termin kam Christine Lambrecht gelegen, sie wollte Tatkraft demonstrieren: Dienstagnachmittag, die Verteidigungsministerin hatte ihre niederländische Amtskollegin Kajsa Ollongren mit militärischen Ehren empfangen. Sie berieten über die Krisen und Konflikte in der Welt. Natürlich ging es um Mali. Als Lambrecht vor die Kamera tritt, sagt sie: "Ich werde mir vor Ort in den nächsten Tagen ein Bild über die Situation der Arbeit der Soldatinnen und Soldaten machen." Gehen oder bleiben - darum geht es in Mali.
Die Bundeswehr hat mehr als 1300 Soldaten entsandt. Sie sollen Mali zusammen mit internationalen Verbündeten stabilisieren und im Kampf gegen islamistischen Terror unterstützen. Der Einsatz in Mali ist die mit Abstand gefährlichste Mission der Bundeswehr. Und sie wird dadurch noch komplizierter, dass in Mali inzwischen eine Militärjunta herrscht, die seit Wochen mit ihrem Handeln Zweifel aufkommen lässt, ob die Deutschen überhaupt noch willkommen sind.
Aber Lambrecht wird diese Reise, die so wichtig ist, nicht antreten. Ihr Adjutant, das ist der Offizier, der ihr ständig zur Seite steht, hat Corona. Leute, die an diesem Tag mit ihr Kontakt hatten, beschreiben, wie der Ärger in ihr aufgestiegen sein soll. Schon wieder klappt etwas nicht. Es bleibt das Bild einer Ministerin, die es seit Wochen nicht schafft, zu ihrer Truppe in das Krisenland zu kommen. Ein General sagt: "Es ist eine Katastrophe."
Die SPD-Politikerin kann natürlich nichts für Corona. Sie würde die Truppe im Einsatzland, die penibel darauf achtet, dass niemand das Virus einschleppt, einem großen Risiko aussetzen. So weit, so nachvollziehbar. Das Problem ist nur: Was den Mali-Einsatz angeht, geben mittlerweile andere den Ton vor.
Anders als Lambrecht hat es Katja Keul (Grüne), Staatsministerin im Auswärtigen Amt, längst geschafft, sich ein Bild von der Lage in Mali zu machen. Keul briefte die Sicherheitspolitiker im Bundestag, gab Interviews, formulierte Forderungen an die malischen Herrscher. Im Verteidigungsministerium blickte man fassungslos auf den positiven PCR-Test und organisierte schließlich für Donnerstag eine Video-Schalte ins Einsatzgebiet.
