
"Ich wünsche mir, dass man jetzt die diplomatischen Knüppel rausholt"
n-tv
Als Botschafter der Ukraine in Deutschland hatte Andrij Melnyk zuletzt bei vielen nicht den Ruf, besonders diplomatisch zu sein. Im Interview mit ntv.de fordert er nun genau das: Diplomatie. "Ich hoffe immer noch, dass unsere Verbündeten zu der Erkenntnis kommen, dass die Ukraine viel stärker unterstützt werden muss", sagt Melnyk. "Und zwar nicht nur militärisch, auch diplomatisch. In beiden Dimensionen gibt es aus meiner Sicht noch immer einen großen Handlungsbedarf. Das hat in den vergangenen zwei Jahren praktisch gefehlt."
Melnyk fordert "neue, echte Impulse" für Diplomatie. "Da reicht es sicherlich nicht für Olaf Scholz, Putin anzurufen, sich seine Märchen und Lügen anzuhören, um danach zu sagen: Ok, ich habe es zumindest versucht, das macht gar keinen Sinn, das tue ich mir lieber nicht mehr an. Tschüss."
ntv.de: Sie haben kürzlich ein Bild von Ihrer Ankunft in Berlin gepostet und geschrieben, die Stadt sei Ihre zweite Heimat, außerdem noch "Berlin, ich liebe dich!" - warum eigentlich?
Andrij Melnyk: Ich habe hier siebeneinhalb Jahre verbracht. Das waren die prägendsten und bisher erfolgreichsten Jahre meines Berufslebens, aber auch familiär eine sehr wichtige Zeit. Ich habe mich in diese Stadt verliebt. Nicht im ersten und auch nicht im zweiten Jahr. Aber wenn man merkt, wie viel man in Berlin bewegen kann, wie viele Freiräume es hier gibt, wie viele spannende und einflussreiche Menschen man hier kennenlernen kann, nicht nur in der Politik, sondern in allen Bereichen, vor allem in den Medien, dann ändert sich das. Mit diesem Koffer aus Berlin fühle ich mich überall auf der Welt wohl und sicher.
