"Ich glaube zunächst jedem Opfer"
Süddeutsche Zeitung
Ignaz Raab hat Vergewaltiger überführt und mit Kindern gesprochen, die sexuell missbraucht wurden. 18 Jahre lang klärte er Sexualdelikte auf. Jetzt, im Ruhestand, soll er die Missbrauchsfälle in städtischen Heimen aufarbeiten. Warum ihn das Thema nicht loslässt.
Ignaz Raab ist dann mal weg. Aus seinem Job und aus der Stadt. 300 Kilometer lief er, von seiner Wohnung in München bis nach Bozen. "Um Abstand zu gewinnen nach der Pensionierung", sagt er. Raab war 43 Jahre lang Polizist, davon 18 Jahre im Kommissariat zur Bekämpfung von Sexualdelikten. Raab hat den Wolfsmasken-Vergewaltiger überführt, er hat Kinder befragt, die sexuell missbraucht wurden, er hat grauenvolle Bilder mit abstoßenden kinderpornografischen Inhalten im Kopf, die keiner dort haben will. Und er sagt: "Alles kannst du nicht abschütteln." Und trotzdem ist er offenbar nicht weit genug weg marschiert. Seine berufliche Passion hat ihn eingeholt: Seit Kurzem ist der pensionierte Polizist Vorsitzender der Expertenkommission, die die Missbrauchsfälle von Kindern aufarbeiten soll, die vom Jugendamt München in städtischen Heimen untergebracht waren. Ruhestand geht anders.