
Honduras: Einstige First Lady wird erste Präsidentin des Landes
DW
Tagtäglich verlassen hunderte Honduraner das Land in Richtung USA. Trotz aller Hoffnungen wird auch die erste Frau an der Spitze des Landes, Xiomara Castro, so schnell nichts daran ändern können.
"Guten Abend, wir haben gewonnen." Mit diesen lockeren Worten beanspruchte Xiomara Castro schon am Wahlabend ihren Sieg bei den Präsidentschaftswahlen. Zwar sind am Mittwoch immer noch nicht alle Stimmen vom Sonntag ausgezählt, aber der Sieg ist ihr nicht mehr zu nehmen. Dies hat auch ihr wichtigster Kontrahent, der Kandidat der rechtsgerichteten Regierungspartei Partido Nacional, Nasry Asfura, erkannt, der Castro am Dienstag zum Sieg gratulierte.
Der Sieg der Linkspolitikerin Castro ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Sie ist die erste Frau an der Spitze des kleinen zentralamerikanischen Landes. Zudem bricht sie das bisherige Zweiparteiensystem auf. Die beiden Großparteien Partido Nacional (PN) und Partido Liberal (PL) bestimmten in den vergangenen 40 Jahren die Geschicke des Landes. Castros eigene Partei, die linksgerichtete Libertad y Refundación (Libre), wurde erst 2011 gegründet, auch als Reaktion auf den Militärputsch von 2009, bei der Präsident Manuel Zelaya gestürzt wurde. Und hier ist wiederum bemerkenswert, dass Castro die Ehefrau dieses gestürzten Präsidenten und somit eine ehemalige First Lady ist.
"Mit ihr knüpft das Land wieder an die Zeit der Regierung ihres Ehemannes an. Sie stellt sich auch explizit in diese Tradition und ist damit eine späte Wiederaufnahme einer linksorientierten Entwicklung in Honduras", meint Günther Maihold, stellvertretender Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin mit Forschungsschwerpunkt Lateinamerika.
Manuel Zelaya wurde 2009 von der konservativen Elite und dem Militär aus dem Amt geputscht, weil er sich in seiner Regierungszeit (2006-2009) nach ihrer Meinung zu sehr nach links entwickelt und den Ideen von Venezuelas damaligen Präsidenten Hugo Chávez angenähert hatte. In der Folge kam es zu zivilgesellschaftlichen Protesten und gewaltsamen Zusammenstößen mit Polizei und Militär, die auch Todesopfer forderten.
Auch im Vorfeld der Präsidentschaftswahl zeichneten rechte Kräfte des Landes das Bild einer drohenden Wende zum Kommunismus im Falle eines Sieges von Xiomara Castro. Dies hält Maihold aber eher für unwahrscheinlich: "Castro hat im Gegensatz zur kurzen Regierungszeit ihres Mannes mit ihrem designierten Vizepräsidenten Salvador Nasralla ein Gegengewicht zur Seite, das wahrscheinlich eine weitere Polarisierung im Lande und den Aufbau der alten Fronten, die es unter Zelaya gab, verhindert."
