
Holocaust-Überlebende Peggy Parnass ist tot
n-tv
Zeit ihres Lebens setzt sich Peggy Parnass gegen Geschichtsvergessen und Intoleranz ein. Sie selbst überlebt den Holocaust als Kind nur knapp. Für ihre Publikationen und ihr Engagement erhält Parnass viele Auszeichnungen. Jetzt stirbt sie im hohen Alter.
Die Autorin, Kolumnistin, Schauspielerin und NS-Zeitzeugin Peggy Parnass ist tot. Sie sei am Morgen im Alter von 97 Jahren im Kreise von Freunden und Familie in Hamburg gestorben, teilte ein Sprecher der Familie mit. Parnass hatte sich vor allem mit ihren Gerichtsreportagen einen Namen gemacht, die zwischen 1970 und 1978 in der Zeitschrift "Konkret" erschienen und für die sie zahlreiche Auszeichnungen erhielt. Außerdem galt sie als Kämpferin gegen Ungerechtigkeit, Intoleranz und das Vergessen, die sich bis zuletzt politisch engagierte, weil "es der Selbstrespekt verlangt, den Versuch zu machen, etwas zu bewegen."
Ihr Vater, ein Jude polnischer Herkunft und ihre Mutter, eine Halbportugiesin, wurden von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager Treblinka ermordet. 1939 wurde Parnass als Kind mit ihrem vierjährigen Bruder mit einem Kindertransport nach Stockholm gebracht, wo sie in verschiedenen Pflegefamilien lebte. Nach einem Studium in Stockholm, London und Paris kehrte sie in ihre Geburtsstadt Hamburg zurück, wo sie als Sprachlehrerin, Filmkritikerin, Autorin und Schauspielerin arbeitete.
Ihr Buch "Prozesse 1970-1978", eine Sammlung ihrer Gerichtsreportagen, fand große Beachtung, ebenso ihr Buch "Unter die Haut" (1983) und ihre autobiografisch durchsetzte Anthologie "Süchtig nach Leben" (1990). Daneben engagierte sie sich politisch gegen staatliche Willkür oder Heuchelei jeder Art und für die Schwachen in der Gesellschaft. "Die Welt war für mich in Ordnung, wenn viele Menschen für die gleiche Sache auf die Straße gegangen sind oder ich die Zustimmung eines vollen Theatersaals bei meinen Lesungen hatte", sagte sie einmal.
