Historisches Urteil: Norwegen verbietet zwei Qualzucht-Rassen
RTL
Die Zucht von Englischen Bulldoggen und Cavalier King Charles Spaniels sei grausam und habe zu « menschengemachten Gesundheitsproblemen » bei den Tieren geführt.
Historisches Urteil in Norwegen: Das Bezirksgericht Oslo hat am Montag die Zucht von Englischen Bulldoggen und Cavalier King Charles Spaniels verboten. Die Zucht der beiden ursprünglich aus Großbritannien stammenden Rassen verstoße demnach künftig gegen das norwegische Tierschutzgesetz. Sie sei grausam und habe zu "menschengemachten Gesundheitsproblemen" bei den Tieren geführt.
Die norwegische Tierschutzorganisation Animal Protection Norway hatte 2018 gegen den Norwegian Kennel Club (NKK), den Norwegian Cavalier Club, den Norwegian Bulldog Club und sechs Züchter von Englischen Bulldoggen und Cavalier King Charles Spaniels geklagt, da es nicht mehr möglich sei, die Hunderassen "gesund" zu züchten, zitiert "Mail Online" die Anwälte der Tierschutzorganisation. Das Urteil des Gerichts sei "in erster Linie ein Sieg für unsere Hunde", sagte Åshild Roaldset, Leiterin der Tierschutzorganisation, laut "The Telegraph". "Die vom Menschen verursachten Gesundheitsprobleme der Bulldogge sind seit Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt. Aber Hunde haben das Recht, gesund gezüchtet zu werden"
Viele kurzköpfige Rassen wie die Englische Bulldogge leiden aufgrund der zuchtbedingten Verkürzung des Gesichtsschädels unter gesundheitlichen Problemen. Neben Haut- und Gelenkbeschwerden bedeuten vor allem Atemprobleme eine erhebliche Beeinträchtigung für die Tiere. Das sogenannte brachycephale obstruktive Syndrom (BOS) könne bei englischen Bulldoggen unter anderem zu lautem Schnarchen, Kurzatmigkeit, einer blauen Zunge, eingeschränkter Ausdauer und Belastung, schneller Überhitzung und Schlafstörungen führen, wie die Tierklinik Hofheim auf ihrer Internetseite erklärt.
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Cavalier King Charles Spaniels leiden durch ihre Zucht meist am Episodic Falling Syndrome (EFS). Hierbei handelt es sich laut dem "Zooplus Magazin" um Muskelverkrampfungen, die zu Bewegungsunfähigkeit und Umfallen führen können. Zudem haben Cavalier King Charles Spaniels vermehrt Herz- und Wirbelsäulenprobleme, Augentrockenheit sowie Haut- und Gelenkprobleme.
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Der Norwegian Kennel Club (NKK) reagierte "überrascht und enttäuscht" auf das Urteil. "Aus unserer Sicht ist es alles andere als offensichtlich, dass dies eine Stärkung des Wohlergehens der Hunde ist. Der Norwegian Kennel Club, die Zuchtverbände und die sechs Züchter sind sich natürlich der gesundheitlichen Probleme dieser Rassen bewusst", erklärte NKK-Sprecher Kjetil Johansen am Mittwoch gegenüber "Mail Online".
Die Züchter hätten dem Sprecher zufolge hart daran gearbeitet, die Gesundheitssituation zu verbessern. "Wir haben strenge Gesundheitsanforderungen für die verschiedenen Rassen und arbeiten eng mit Spezialisten und Forschungseinrichtungen zusammen, um sicherzustellen, dass die Zucht in gesundheitlicher Hinsicht in die richtige Richtung geht."