Hilfsteams unterbrechen wegen Sicherheitslage ihren Einsatz
DW
Noch immer gibt es "Wunder"-Meldungen über Gerettete aus den Erdbebengebiet - während die Zahl der Toten weiter steigt. Derweil haben Rettungsteams ihre Arbeit in der Türkei unterbrochen - nach Berichten über Unruhen.
"Es gibt zunehmend Berichte über Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Gruppierungen, auch Schüsse sollen gefallen sein", teilte das Technischem Hilfswerk (THW) und I.S.A.R. Germany mit. Die Such- und Rettungsteams der beiden deutschen Organisationen unterbrachen deshalb in Abstimmung mit dem türkischen Katastrophenschutz Afad ihren Einsatz in der türkischen Region Hatay. Tamara Schwarz, Sprecherin der THW-Zentrale in Bonn, sprach von "tumultartigen Szenen". Die Einsatzkräfte hätten davon aber selbst noch nichts mitbekommen.
Ein I.S.A.R-Sprecher teilte mit, dass es bisher keine Bedrohungslage gegeben habe: "Nach unseren Informationen richten sich die Aggressionen nicht gegen deutsche Helfer." Bei Großschadenslagen wie einer Erdbeben-Katastrophe gebe es erfahrungsgemäß verschiedene Phasen, so der I.S.A.R.-Sprecher weiter. Derzeit befinde man sich ich in der Phase, in der die Hoffnung auf Überlebende unter den Trümmern immer geringer werde. "Aus diesem Grund schlägt diese bisweilen bei den Menschen in tiefe Trauer und manchmal in Wut über ihre persönlichen Verluste um."
Hinzu kämen Schwierigkeiten bei Wasser- und Nahrungsmittelversorgung, die die Betroffenen belasteten und zum Teil frustrierten. I.S.A.R-Einsatzleiter Steven Bayer bestätigte, dass festzustellen sei, dass „die Trauer langsam der Wut weicht". Die türkischen Behörden haben sich bislang nicht zu den Berichten über Unruhen geäußert. Bei einem Besuch in der Region sprach Präsident Recep Tayyip Erdogan jedoch davon, dass es zu Plünderungen gekommen sei. Unter Verweis auf den verhängten Ausnahmezustand drohte er Plünderern und Entführern mit harten staatlichen Konsequenzen.
Die Such- und Rettungsteams aus Deutschland werden vorerst im gemeinsamen Basislager in der Stadt Kirikhan bleiben und ihre Arbeit wieder aufnehmen, sobald der türkische Katastrophenschutz die Lage wieder als sicher einstuft. Auch wenn es einen konkreten Hinweis gebe, dass man jemand lebend retten könne, werde man dennoch hinausfahren, sagte die THW-Sprecherin Katharina Garrecht vor Ort der Deutschen Presse-Agentur.
Das österreichische Militär, das zwischenzeitlich seine Rettungsarbeiten ebenfalls wegen "Aggressionen zwischen Gruppierungen" unterbrochen hatte, hat diese inzwischen wieder fortgesetzt, allerdings nun unter türkischem Militärschutz. Die türkische Armee habe den Schutz der Soldatinnen und Soldaten der Katastrophenhilfseinheit übernommen, twitterte der Sprecher des österreichischen Bundesheers.