Helene Hegemanns krasse Welt im Grünen
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Zugegeben - der Titel "Schlachtensee" ist irreführend. Und auch die Überschrift dieses Textes. Denn es geht weder um das Naherholungsgebiet mitten in Berlin noch um Helene Hegemanns Laubenpieperfantasien. Hegemanns Welt ist die der Sprache und die kann hart sein, lustig, aufregend, erregend, brutal.
Helene Hegemann ist auch älter geworden. Denen, die sie immer noch mit der Aufregung um "Axolotl Roadkill" in Verbindung bringen, sei gesagt: Da ist 'ne Menge passiert seitdem. Die Autorin ist mittlerweile 30, hat mindestens einen Max-Ophüls-Preis und eine Teilnahme beim Sundance-Filmfestival absolviert, weitere Bücher gehen auf ihr Konto. Sie inszeniert, führt Regie und weiß viel über Patti Smith. Trotzdem hat man, wenn man sie lesen hört oder sieht, immer noch das Gefühl, dass da ein sehr junges Mädchen vor einem sitzt. Ein junges Mädchen mit einer alten Seele meinetwegen, aber so neugierig, so unkonventionell, das verbinde ich eben mit jung. Andere 30plus-Jährige heiraten Bundesfinanzminister und müssen über sich lesen, dass das Volk diese Hochzeit zu großen Teilen gar nicht so gut findet, weil da viel Steuergeld verbraten wird, das man auch gut in anderen Bereichen gebrauchen könnte. Egal, so lange wir neidisch sind auf die Briten und ihre Queen, die schließlich auch immer mit viel Pomp und Steuergeldern feiert und sich fast niemand beschwert darüber, solange dürfen wir nicht nörgeln, dass andere sich auch mal Sonnengott-ähnlich verhalten wollen.
Und eigentlich soll es hier ja auch um Helene Hegemann gehen. Und ihr neues Buch "Schlachtensee", eine wilde Sammlung von Kurzgeschichten, die einem zum Teil gefallen könnte und zum anderen nicht. Mir gefällt, dass man das Gefühl haben darf, sich mitten im Kopf des jeweiligen Protagonisten einer Kurzgeschichte zu befinden. Vielleicht entspricht das meinem sprunghaften Wesen, der Kopf rattert, er denkt eben noch, ich muss die Betten machen, einkaufen, den Text zu Ende schreiben und mittendrin denkt derselbe Kopf halt darüber nach, dass man der Nachbarin von gegenüber echt gerne mal die Meinung geigen würde. "Die Meinung geigen" - ich bitte Sie! Helene Hegemann könnte das besser, cooler, eleganter und grausamer ausdrücken, sie würde wahrscheinlich sagen, dass sie die Alte einfach killen will. Ihr zumindest wehtun. Und auch wüsste, wie. Einfach zu Tode erschrecken ginge zum Beispiel. Diese Nachbarin ist alt und eine Nervensäge, schreit nachts manchmal die halbe Straße zusammen, weil jemand vor ihrem Haus parkt, und über den Punkt des Mitleids und die Frage, ob sie eventuell nur eine vergrämte einsame Alte ist, bin ich längst hinaus, seit sie mich als Kapitalistensau beschimpft hat, bloß weil ich drei Autos habe. Und nein, ich möchte nicht darüber sprechen, das ist privat.
Bei "Schlachtensee" gefällt mir, dass das Cover des Buches super ist. Dass ich den Schlachtensee per se liebe. Drumherum laufe, mit dem Hund Gassi gehe (aber nur auf der einen Seite), dass ich darin schwimmen oder darauf standuppaddeln kann und in der ortsansässigen Gastronomie schon so manche Party gefeiert habe. Well, das geht, liebe Mitte-Schnitte, Prenzelberger, Neuköllner und KreuzbergerIn, im Südwesten Berlins ist oft mehr los, als man denkt. Aber auch darum geht es in dem Buch nicht, das den Namen nur trägt, weil die Autorin der 15 Kurzgeschichten diese just in der Nähe dieses mehr oder weniger stehenden Gewässers zu Papier gebracht hat.
Seit einem halben Jahrhundert steht Roland Kaiser nun schon auf der Bühne. Das feiert der 72-Jährige natürlich im Rahmen einer Tour, die ihn sowohl an Orte wie Bad Segeberg und Iffezheim, aber auch nach Hamburg, München, Köln und Berlin bringt. Im Interview mit ntv.de verrät der Schlagerstar, was ihn jung hält und wie sehr ihn die aktuelle Nachrichtenlage rund um Rechtsruck und wachsenden Antisemitismus beunruhigt.
Ein Roman vom Autoren-Duo Hajo Schumacher und Michael Meisheit? Das verspricht spannende Unterhaltung. War der eine doch mal so eine Art Lauf-Papst ("Achim Achilles") und der andere ein begnadeter Sofa-Hocker. Nun, was soll man sagen, der eine läuft nicht mehr so viel, der andere hat ein bisschen angefangen, aber bei beiden läuft es grundsätzlich rund in ihren sonstigen Karrieren als Journalist (Schumacher, Chefkolumnist bei Funke) oder Drehbuchautor (Meisheit, "Lindenstraßen"-Papst). Ihre Hauptfigur, Peer Pedes, Ermittler beim Berliner LKA und war mal ein begabter Marathonläufer. Von Kindheit an auf Sieg getrimmt, von Mutti mit Leckereien versorgt, als Erwachsener ein bisschen desillusioniert. Dennoch voller Tatendrang und bereit, die Extra-Meile wieder in Angriff zu nehmen. Vor allem, als der verhasste Kollege und Klugscheißer Koslowski seine alten Rekorde bricht, da hinkt Pedes' Ego ordentlich hinterher. Er startet sein Training, doch gleich bei seinem ersten, quälend langem Trainingslauf, holt ihn nicht nur das Leben, sondern vor allem der Job, ein: Von der Oberbaumbrücke baumelt die Leiche eines Mannes - mit Laufschuhen. Die Ermittlungen beginnen, jetzt ist Tempo gefragt. Etwas, das ihm liegt - wenn der Mörder, oder die Mörderin?, ihm nicht nur immer schon ein, zwei Laufschuhlängen voraus wären. Denn es werden noch mehr Leichen seinen Weg pflastern und Pedes muss auf einmal ganz viele Bälle jonglieren: Job, Beziehung und Nachtleben. Mit dem eines Teil des Autoren-Duos Achilles hat ntv.de gesprochen: Hajo Schumacher über Tempo, Eleganz beim Laufen und gerissene Hosengummis.
Es sind verstörende Szenen: Ein Überwachungsvideo soll zeigen, wie Sean "Diddy" Combs in einem Hotelflur seine damalige Freundin verprügelt. Im Internet werden Rufe nach einer Strafe für den Rapper laut. Juristisch kann er jedoch nicht belangt werden, erklärt nun die Staatsanwaltschaft von Los Angeles.
Schulen werden zu Umerziehungslagern, Nachbarn zu Spitzeln, das eigene Zuhause zu einem Ort der Angst: In "Erwartung meiner nächtlichen Verhaftung" erzählt der uigurische Lyriker Tahir Hamut Izgil von Chinas Verfolgung, von der Zerstörung seiner Heimat - und davon, wie ihm die Flucht vor den Unterdrückern gelang.