Heftige Kritik an Polizei nach Schulmassaker in Texas
DW
Eltern und Zeugen werfen den Sicherheitskräften vor, beim Angriff auf die Grundschule in Texas viel zu spät reagiert zu haben. Der Täter hatte möglicherweise Kontakt zu einem Mädchen in Deutschland.
Nach dem Massaker an einer Grundschule in der texanischen Kleinstadt Uvalde wird zunehmend Kritik am Vorgehen der Polizei laut. "Da waren mindestens 40 bis an die Zähne bewaffneten Polizisten, aber sie haben verdammt nochmal nichts unternommen, bis es viel zu spät war", sagte Jacinto Cazares, dessen Tochter bei dem Blutbad getötet wurde, dem Sender ABC. "Die Situation hätte schnell vorüber sein können, wenn sie eine bessere taktische Ausbildung gehabt hätten." Pastor Daniel Myers, der sich zur Tatzeit vor Ort befand, sagte der Nachrichtenagentur AFP, es sei "Zeit verloren" worden. Offenbar hätten die eingetroffenen Polizisten auf Verstärkung gewartet. "Die Eltern waren verzweifelt", sagte Myers. Ein publik gemachtes Handyvideo zeigt verzweifelt schreiende Eltern, die die Beamten auffordern, die Grundschule zu stürmen, und selbst zum Gebäude vordringen wollen, von Polizisten aber zurückgehalten werden.
Der 18-jährige Salvador Ramos hatte am Dienstag an der Grundschule Robb Elementary School 19 Kinder und zwei Lehrerinnen erschossen. Nach Angaben von Behördenvertretern befand er sich möglicherweise mehr als 40 Minuten lang in dem Gebäude, bevor er schließlich von Polizisten erschossen wurde.
Laut Informationen des US-Senders CNN hatte der Täter Kontakt zu einem 15 Jahre alten Mädchen in Frankfurt am Main. Der Sender veröffentlichte Chat-Protokolle, denen zufolge der Täter der 15-Jährigen mitgeteilt haben soll, dass er seiner Großmutter in den Kopf geschossen habe und nun eine Grundschule angreifen werde. Der 18-Jährige habe seit Anfang Mai in Kontakt mit dem Mädchen gestanden und ihr auch Videos von sich geschickt, meldet CNN weiter.
Das Bundesinnenministerium teilte der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit: "Zu den Bezügen des Attentäters von Texas zu einem Mädchen in Deutschland gibt es derzeit noch keine gesicherten Erkenntnisse."
Polizeisprecher Chris Olivarez sagte CNN, die Ermittlungen dauerten an. Noch nicht abschließend geklärt sei der zeitliche Ablauf der Tat und insbesondere die Frage, wie lange sich der Täter in dem Klassenraum einer vierten Klasse aufhielt, in dem er das Massaker verübt hatte.