
Haiti: Symbiose von Gewalt und Politik gipfelt in Präsidentenmord
DW
Der Mord an Haitis Präsident Jovenel Moïse ist der vorläufige Höhepunkt einer seit Jahren schwelenden Krise in dem Karibikstaat. Verantwortung dafür tragen Politik und Organisierte Kriminalität gleichermaßen.
Als "ein Land in Schockstarre" bezeichnete Richard Widmaier von Radio Métropole in Port-au-Prince Haiti nach dem Mord an Präsident Jovenel Moïse in seiner Nachrichtensendung. "Die Straßen der Hauptstadt sind wie leer gefegt", schilderte der Direktor des Senders der Deutschen Welle. Der Mord habe selbst die an Krisen und Gewalt gewöhnten Haitianer überrascht. "Wir rätseln alle, was dahinter stecken könnte: ob es ein Staatsstreich war und welche Rolle das Ausland spielte?", fasst der Politologe Roland Joseph die allgemeine Ratlosigkeit zusammen. Moïse, ein politischer Außenseiter und neureicher, selbsterklärter Bananen-Exporteur, regierte den Karibikstaat seit vier Jahren. Er stand unter Beschuss wegen Korruptionsaffären, der Wirtschaftskrise, Corona, seinem zunehmend autoritären Regierungsstil und zuletzt wegen der ausufernden Gewalt im Land. Die Experten bezeichneten die Situation als "fragil". "Je länger die Ungewissheit dauert, desto größer ist die Gefahr von Unruhen und Plünderungen", so die seit Jahrzehnten in Haiti lebende deutsche Unternehmerin Anne-Rose Schön, die schon mehrere Staatsstreiche und Krisen erlebt hat.More Related News
