Gute Vorsätze für 2022: Warum ein grüner Lifestyle zu kurz greift
Frankfurter Rundschau
Für einen nachhaltigen Lebensstil braucht es mehr als Vorsätze und Alltagstipps.
Wenn man den Statistiken glauben darf, nimmt sich rund um Silvester jede:r Dritte in Deutschland vor, ein besserer Mensch zu werden. Damit endlich das gelingt, wovon (fast) alle träumen: weniger Stress, mehr Zeit für Familie und Freund:innen, mehr Bewegung. Zu den Top Ten der guten Vorsätze gehört auch der Wunsch, sich umwelt- und klimafreundlicher zu verhalten, weniger Fleisch, mehr Biogemüse, Bus und Bahn statt Auto und Flugzeug.
Dumm nur, dass die allermeisten der Gutwilligen binnen weniger Wochen in alte Gewohnheiten zurückfallen. Der innere Schweinehund gehört zu den Tierarten, die wir noch nicht ausgerottet haben. Wollen und Tun – das sind offenbar zwei Welten. Von „Value-action-gap“ sprechen die Fachleute, also Wert-Handlungslücke.
Nicht jede:r mag sich damit abfinden. Von der ungestillten Sehnsucht nach Widerspruchsfreiheit lebt die psychologische Ratgeber-Literatur, die allzu oft das Papier nicht wert ist, auf das sie gedruckt ist. Andererseits hilft die seriöse Gewohnheitsforschung, besser zu verstehen, nach welchen Mechanismen wir handeln. Und wie wir neue Routinen etablieren können – etwa durch die ständige Wiederholung, wenn nicht gar Ritualisierung erwünschter Verhaltensweisen. Bis sie selbstverständlich werden und keiner Willensanstrengung mehr bedürfen.