Guardiola hat eine unzähmbare Bestie erschaffen
n-tv
Das Finale der Champions League nimmt für Manchester City und Pep Guardiola zunächst einen ungünstigen Verlauf. In der zweiten Halbzeit wird es besser. Die Citizens gehen in Führung, dann wanken sie, fallen aber nicht. Diese Mannschaft ist nicht zu besiegen.
Alles ist so gekommen, wie es kommen musste. Die erdrückenden Investitionen von Manchester City zahlen sich an diesem Samstagabend aus. Nach 15 Jahren und einem Einsatz von 2,5 Milliarden Euro, steht die Mannschaft ganz oben, stemmen die Spieler den legendären Henkelpott in den Himmel von Istanbul. Die wichtigste Trophäe im Vereinsfußball ist einverleibt. Abu Dhabi hat den europäischen Fußball übernommen. Scheich Mansour und seine Besitzergruppe genießen Weltruhm. Über das "wie" wird über diesen Abend hinaus nicht lange diskutiert werden. Mit 1:0 (0:0) taumelte City über die Ziellinie, musste zahlreiche bange Momente überstehen.
Abwehrmann Manuel Akanji sagte später, dass es vielleicht das "schlechteste Spiel der Saison" gewesen sei. Ganz so hart muss das Urteil nicht ausfallen, aber zumindest war dieses Finale ganz anders verlaufen, als es aller Orten (außerhalb von Mailand) prognostiziert worden war. Sogar die historisch größten Debakel der Finalgeschichte wurde ausgepackt, um zu illustrieren, wie chancenlos die Italiener der Übermacht aus England sind. City hatte in den vergangenen Wochen alles aus dem Weg geräumt, was nicht fest vertäut war. Und selbst die dicksten Taue rissen die Männer von Startrainer Josep Guardiola in ihrer wilden Wucht mit. Wie eine unzähmbare Bestie.
Nicht aber in Istanbul. Inter und Coach Filippo Inzahgi hatten sich einen perfekten Plan zurechtgelegt, um die fußballspielende Perfektion aus Manchester aus ihrem Rhythmus zu reißen. Die Nerazzurri attackierten früh, verschoben clever und rissen City das Herz raus. Kevin De Bruyne, der wohl beste Spielmacher der vergangenen Jahre, hatte kaum Möglichkeiten zur Entfaltung. Und auch İlkay Gündoğan konnte nicht so walten, wie er das zuletzt so gerne und so gut tat. Die Fünferkette der Italiener agierte nahezu fehlerfrei. Einen Schlenzer von Bernardo Silva (6.) ließ Inter zu und einen Steckpass auf Erling Haaland (27.). Beides blieb ohne Schaden. Auf der Tribüne verfolgten zahlreiche Ehrengäste, allen voran der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan an der Seite von UEFA-Präsident Aleksander Čeferin und FIFA-Boss Gianni Infantino, das Final-Spektakel, das zunächst gar keines war.