Grossi lobt "konstruktive" Gespräche im Iran
DW
Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde findet für seine Gastgeber warme Worte. Doch ungeachtet aller Höflichkeit hat er auf seiner Liste ernste Fragen.
Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, hat bei seinem Besuch in Teheran nach eigenen Angaben "konstruktive" Gespräche mit Vertretern des Irans geführt. Es habe eine Atmosphäre "der Ehrlichkeit und der Zusammenarbeit" geherrscht. Er sei sicher, dass der Besuch den Weg für "wichtige Vereinbarungen" im Atomstreit ebnen werde, sagte Grossi auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Leiter der iranischen Atombehörde, Mohammed Eslami.
Dieser erklärte, die iranischen Behörden arbeiteten "weiterhin" mit der IAEA zusammen. Er forderte die Unterzeichner des Atomabkommens von 2015 auf, ihre "Verpflichtungen" zu erfüllen, und hob dabei Deutschland, Frankreich und Großbritannien hervor.
Zuletzt hatte ein IAEA-Bericht die Sorgen des Westens über das iranische Atomprogramm verstärkt. Demnach hatten Inspektoren der Behörde in einer unterirdischen iranischen Atomanlage nahe der Stadt Fordo Uranpartikel mit einem fast waffenfähigen Reinheitsgrad gefunden. Die Partikel waren nach Angaben der IAEA auf fast 84 Prozent angereichert. Zum Bau von Atombomben ist auf rund 90 Prozent angereichertes Uran notwendig.
Die Vereinigten Staaten und Israel äußerten wiederholt die Befürchtung, dass der Iran eine Atomwaffe entwickeln könnte. Die Islamische Republik bestreitet dies und spricht mit Blick auf die Spurenfunde von "unbeabsichtigten Schwankungen". Teheran habe bisher "keinen Versuch unternommen, auf über 60 Prozent anzureichern", wurde der Sprecher der iranischen Atomenergiebehörde in Staatsmedien zitiert.
Die IAEA wartet aber auch auf weitere schlüssige Erklärungen, nachdem an drei Orten des Landes radioaktive Rückstände unbekannter Herkunft nachgewiesen wurden. Grossi, der unter anderem den iranischen Außenminister Hussein Amirabdollahian traf, verhandelt westlichen Diplomaten zufolge über intensivere Inspektionen seiner Behörde in Nuklearanlagen. Der Iran hatte die Überwachung mehrfach behindert und installierte Geräte wie Kameras abschalten lassen.