
Gewalt gegen Obdachlose steigt – hohe Dunkelziffer vermutet
n-tv
Warum werden Obdachlose Opfer von körperlichen Angriffen? Eine Expertin sieht gesellschaftliche Vorurteile als zentralen Grund. Und die Gewalt fängt nicht erst bei Tritten oder Schlägen an.
Wiesbaden (dpa/lhe) - Es muss nicht immer die offen sichtbare Gewalt sein wie Schläge oder Tritte: Obdachlose in Hessen sind vielfältigen Angriffen ausgesetzt. "Die Gewalt fängt viel früher an - mit beleidigenden Worten, wenn im Vorbeigehen einfach mal der Becher umgetreten wird oder jemand über den Schlafsack läuft", sagt die Expertin Katharina Alborea von der Diakonie Hessen. Sie sagt auch: "Gewalt gegen Obdachlose ist ein großes Problem."
Nach Angaben des Innenministeriums ist die Zahl registrierter körperlicher Attacken gegen Obdachlose zuletzt gestiegen. Demnach wurden 2022 bis 2024 jährlich zwischen 86 und 104 Gewalttaten bei der Polizei aktenkundig. In den vorangegangenen sieben Jahren waren es noch zwischen 28 (2016) und 73 (2020) Angriffe, wie aus der Antwort des Ministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der AfD-Landtagsfraktion hervorgeht.
"Die Landesregierung nimmt die Entwicklung ernst", heißt es in der Antwort. Trotz des Anstiegs bewege sich die Anzahl der schwer verletzten Opfer weiterhin im niedrigen einstelligen Bereich. Den Angaben zufolge handelt es sich bei der überwiegenden Zahl der registrierten Fälle in den Jahren 2015 bis 2024 um einfache Körperverletzungen. Es sind jedoch auch vereinzelt Totschlag oder Mord darunter.
