Geplante Nasa-Mission: Gefährden Bodenproben vom Mars die Erde?
Frankfurter Rundschau
Die US-Raumfahrtorganisation will den „heiligen Gral“ der Planetenforschung auf die Erde holen: Bodenproben vom Mars. Könnte das die Erde gefährden?
Frankfurt – Gibt es Leben auf dem Mars? Mit jeder neuen Mission zum roten Planeten kommt die Forschung dieser Frage ein Stück näher. Mit dem Mars-Rover „Perseverance“ der US-Raumfahrtorganisation Nasa ist zudem der „heilige Gral“ der Planetenforschung in beinahe schon greifbare Nähe gerückt: Der Mars-Roboter sammelt auf dem roten Planeten geeignete Gesteins- und Bodenproben ein, die in Zukunft zurück zur Erde befördert werden sollen. Dann können Forschende erstmals direkt mit Proben vom Mars arbeiten – und vielleicht endgültig herausfinden, ob es auf dem roten Planeten einst Leben gab oder möglicherweise heute noch gibt.
Eine unabhängige Untersuchung hat der Nasa bereits vor einiger Zeit grünes Licht für die Rückholaktion vom Mars gegeben – doch eine Organisation spricht sich schon seit längerer Zeit dagegen aus: Das „International Committee Against Mars Sample Return“ (ICAMSR) warnt vor einer möglichen Kontaminierung der Erde durch Organismen vom Mars.
Auch die allgemeine Öffentlichkeit scheint Bedenken zu haben, wenn es um die Mission „Mars Sample Return“ (MSR) geht. Vor einigen Monaten bat die Nasa die Öffentlichkeit um Kommentare zu einem Entwurf für eine Umweltverträglichkeitserklärung betreffend die Mars-Rückholmission. Die meisten der 170 Kommentare äußerten sich – teils anonym – negativ. Die Kommentare reichen von „Seid ihr verrückt geworden? Nein, einfach nur nein“ über „Keine Nation sollte den ganzen Planeten riskieren“ bis hin zu „Ich darf nicht einmal Obst aus meinem Heimatland Mexiko mitbringen und ihr wollt, dass ich damit einverstanden bin, dass ihr Proben vom Mars zur Erde bringt? Nein, das ist nicht ok.“
Das „International Committee Against Mars Sample Return“ fordert bereits seit längerem, dass die Bodenproben vom Mars zuerst in einem Labor jenseits der Erde untersucht werden sollten – etwa im künftigen „Lunar Gateway“, einer Raumstation, die den Mond umkreisen soll. „Das ist der einzige Weg, wie wir zu 100 Prozent die Sicherheit der irdischen Biosphäre garantieren können“, zitierte der New Scientist bereits im vergangenen Jahr den ICAMSR-Direktor Barry DiGregorio.
Der Astrobiologe Steven Benner sieht das gegenüber dem New Scientist aktuell jedoch etwas anders: „Ich sehe keine Notwendigkeit für lange Diskussionen darüber, wie Proben vom Mars gelagert werden sollten, sobald sie unseren Planeten erreicht haben.“ Schließlich gingen aktuelle Schätzungen davon aus, dass jedes Jahr etwa 500 Kilogramm Marsgestein auf der Erde landet. „Wenn die Mikrobiota des Mars existieren und die Biosphäre der Erde zerstören können, ist das bereits geschehen, und ein paar Kilogramm mehr von der Nasa werden daran nichts ändern“, betont Benner.