Georg Stefan Troller zum 100. Geburtstag
DW
Er entkam den Nazis, befreite als US-Soldat das KZ-Dachau, stahl Souvenirs aus Adolf Hitlers Wohnung und ging dann nach Paris. Ein Jahrhundertzeuge.
Erstaunlich aufrecht, nur leicht gebeugt, betrat Georg Stefan Troller im letzten Jahr den lang gestreckten Raum im Kölner Literaturhaus. Rosagestreiftes Hemd, farbenfrohes Sakko, die Frisur leicht verwegen. Er war an diesem Februarabend 2020, kurz vor dem Corona-Lockdown, zur Lesung aus seinen Büchern gekommen: Biografisches, Anekdoten aus seiner Zeit in Paris, historische Begebenheiten, die er 1945 als jüdischer Emigrant und US-Soldat im zerstörten Deutschland erlebt hat. Das beschäftigt ihn bis heute.
Mit wachem Blick schaute er sich von dem erhöhten Podest interessiert die Zuhörerschaft an. Typischer Reporterblick: Wen habe ich da vor mir? Dabei hatte er es einem Zufall zu verdanken, dass er Journalist wurde, wie er später am Abend erzählte.
Geboren wird Georg Stefan Troller am 10. Dezember 1921 in Wien, als Sohn einer Pelzhändler-Familie. Er hat es nicht leicht als jüdischer Junge, er wird auf der Straße gehänselt und von Schulkameraden verspottet. "Mit so was musste man leben. Und unter den Nazis wurde das noch härter", berichtet er.
Bildung ist die Antwort. Sein Vater ringt ihm die Lektüre sämtlicher Klassiker ab. Den Faust-Monolog könne er bis heute auswendig, sagt er. Mit 16 leiht er sich eine alte Schreibmaschine und haut eigene Gedichte und Gedanken in die Tasten: "Georg Stefan Trollers Gesammelte Werke" steht auf dem Deckblatt.
Wenig später beginnt seine Emigranten-Odyssee. 1938 kann er aus dem okkupierten Wien vor den Nazis fliehen: "Nachts mit einem Schmuggler über die Grenze und von da an alles nur noch illegal, ohne Papiere." Tschechoslowakei, Frankreich sind die Stationen. In Marseille kann er sich mit viel Glück ein Visum in die USA besorgen. 1941 kommt Georg Stefan Troller im gelobten Land Amerika an.