
Gemeinde steht vor dem Nichts: "Ground Zero für Blatten"
n-tv
In der Schweiz beginnt das aufgestaute Wasser nach dem Gletscherabbruch offenbar langsam abzufließen. Somit wird es unwahrscheinlicher, dass ein reißender Strom oder gar eine Flutwelle durch das Lötschental rauscht. Die Bewohner einiger Gemeinden sitzen trotzdem auf gepackten Koffern.
Die Zerstörungen infolge des Gletscherabbruchs stellt die Menschen im Schweizer Lötschental vor riesige Herausforderungen. "Vorgestern wurde die Geschichte von Blatten wie wegradiert", sagte Gemeindepräsident Matthias Bellwald bei einer Pressekonferenz. Die Bewohner hätten ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Nur was sie am Leib trugen oder in einer Cloud gespeichert war, sei ihnen geblieben. Häuser, Brücken, Hotels, Fotoalben, Dokumente – dies alles sei weg. "Kurzum Ground Zero für Blatten", fasste Bellwald die Situation zusammen. "Das alte Blatten" könne womöglich nicht mehr wiederhergestellt werden, fährt er fort. "Wir wollen Blatten neu aufbauen. Wo, das kann ich ihnen im Moment nicht sagen", sagte er und kündigte eine Arbeitsgruppe für den Wiederaufbau von Blatten im Lötschental an. Derzeit sei es jedoch nach Experteneinschätzung unverantwortlich, Menschen im gefährlichen Bereich des Schuttkegels einzusetzen.
Derweil zeichnet sich im Lötschental beim gestauten Fluss Lonza leichte Entspannung ab. Christian Studer von der Dienststelle Naturgefahren Wallis zeigte sich vorsichtig optimistisch, dass sich das durch einen Schuttkegel aufgestaute Wasser "einen guten Weg" in die Lonza sucht. Die Lage soll mithilfe von Überflügen, Webcams und Messungen an dem See, der sich durch das aufgestaute Flusswasser der Lonza bildete, überwacht werden. So sollen der Pegel des Sees und die Abflussmenge unter anderem durch Sonden kontrolliert werden. Studer warnte aber auch, dass im Bereich des Bergs Kleines Nesthorn oberhalb des Dorfes weiterhin die Gefahr von Erdrutschen bestehe. Das Volumen des abgelagerten Schuttkörpers gibt er mit neun Millionen Kubikmeter an.
Bereits am Mittag hatte sich eine günstige Entwicklung abgezeichnet: Hinter dem gigantischen Schuttkegel, der das Flussbett nach dem Gletscherabbruch von Mittwoch blockiert, nimmt die Wassermenge nach Augenschein von Experten, die das Katastrophengebiet überflogen haben, ab. "Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Lage ruhig", teilte der Krisenstab zuvor gegen Mittag mit.
