Geduldet, aber misstrauisch beäugt: "IS-Familien" im Irak
DW
Im Irak ermöglichen lokale Initiativen den Familien von Ex-Kämpfern des "Islamischen Staats" die Reintegration. Viele Bürger sehen dies wegen der Verbrechen des IS aber skeptisch, berichtet Judit Neurink aus dem Irak.
"Es braucht Mut, sich mit ihnen über das Geschehene auszutauschen, denn es tut sehr weh." Scheich Ahmed al-Muhairi sitzt in seinem neu eingerichteten Empfangsraum in der irakischen Stadt Hawija. Seit geraumer Zeit beschäftigt den 27-Jährigen vor allem eine Frage: Wie umgehen mit den Angehörigen von Kämpfern des so genannten "Islamischen Staats" (IS), also den Frauen und Kindern jener, die in weiten Teilen des Irak durch Mord, Zerstörung und Gewalt gegenüber Minderheiten über Jahre für Angst und Schrecken sorgten?
Al-Muhairi weiß, wovon er spricht: IS-Kämpfer töteten seinen Vater und vier seiner Onkel. Dadurch sah er sich gezwungen, die Führung seines Stammes anzutreten. Selbst der Raum, in dem er nun sitzt, war von den Dschihadisten geplündert worden. Erst seit kurzem kann al-Muhairi ihn wieder zu Treffen mit Mitgliedern seines Stammes nutzen.