Fynn Kliemann räumt Fehler ein: "Bin ein scheiß Unternehmer, aber kein Betrüger!"
RTL
Fynn Kliemann hat die ZDF-Vorwürfe zum Maskendeal prüfen lassen. Jetzt weiß er: Er ist zwar ein « scheiß Unternehmer, aber kein Betrüger! »
"Ich habe so viel Scheiße gebaut..." – Knapp drei Wochen ist es her, dass Jan Böhmermann und das ZDF öffentlich vermeintliche Ungereimtheiten bei Fynn Kliemann und dessen Corona-Maskenverkauf aufgedeckt haben. Nach einer regelrechten Kritik-Welle zog sich der Sänger und Hobby-Heimwerker zurück, um die Vorwürfe in Ruhe einordnen zu können. Jetzt ist der 34-Jährige wieder da, mit einem langen Statement im Gepäck, in dem er zu dem Schluss kommt: "Die Kritik trifft den Richtigen."
Wie Fynn in seinem Video, das er auf seiner Instagram-Seite veröffentlicht hat, offenbart, habe er die Pause gebraucht, um nachzudenken, zu analysieren und Wirtschaftsprüfer zu engagieren. Diese sollen seine geschäftlichen Tätigkeiten genau unter die Lupe genommen haben. Doch auch, wenn die Prüfer die ZDF-Vorwürfe zum Teil zerschlagen konnten, weil Fynn Kliemann nicht an allen Prozessen der Firma Global Tactics beteiligt gewesen sei, gäbe es moralische Faktoren, wegen denen er sich schuldig fühlt: "Ich habe mich als größter Maskenproduzent feiern lassen, obwohl ich keiner war. Dann habe ich zugelassen, dass in meinem Namen überall geworben wird. Damit das alles schneller geht, habe ich dann auch noch Prozesse angeschoben, ohne das richtig zu hinterfragen. Ich habe von Spenden gesprochen, ohne daran direkt beteiligt gewesen zu sein..."
Und das alles habe er getan, um seiner Community zu gefallen: "Es hat sich einfach voll gut angefühlt, von euch gemocht zu werden. Und die Wahrheit ist, dass ich mehr davon haben wollte. Es ist vielleicht peinlich, aber ich wollte krasser sein, als ich bin." Dadurch habe er Geschäfte mit Global Tactics gemacht, um in Deutschland möglichst schnell Masken liefern zu können. Und er habe auch von unfairen Bedingungen gewusst, unter denen einige Global-Tactics-Masken entstanden sind, auch wenn das keine seiner Margen betroffen habe. Trotzdem resümiert er: "Ich habe versagt, als der Typ, der ich niemals sein wollte – ein Unternehmer."
Weil er nicht gründlich genug gearbeitet habe, habe er auch nicht genau gewusst, wie viel Gewinn er eigentlich durch die Maskenverkäufe gemacht hat. Erst die Wirtschaftsprüfer hätten genau ausgerechnet, was dabei raus gesprungen ist. "Durch die Prüfung weiß ich, dass 60 Cent pro Maske übrig geblieben sind. Bei den ganzen Verkäufen in meinem Shop macht das 282.000 Euro." Weil er damals immer versprochen habe, keinen Gewinn machen zu wollen, wolle er das Geld jetzt auch nicht selbst behalten: "Das Versprechen halte ich jetzt. Also spende ich das ganze Geld dahin, wo meine Kommunikation den größten Schaden angerichtet hat." Bevor er wieder vorschnell handle, wolle er das Vorgehen aber erst durchsprechen und die Spenden-Empfänger später bekannt geben.
Fynn Kliemann macht Schadensbegrenzung. Dazu gehöre auch, seine Anteile an Global Tactics für einen "symbolischen Euro" zurückzugeben. Auch die privaten Beziehungen wolle er auflösen. Doch die wohl größte Veränderung soll Folgende sein: "Ich werde mich von den klügsten Menschen beraten lassen, die ich kenne. (...) Ich räume jetzt alles auf. Ich baue mich und alles um mich herum so um, dass so etwas hier nie wieder passieren kann."
Fynn Kliemann scheint der Shitstorm eine Lehre gewesen zu sein. Ab sofort wolle er gründlicher und sorgfältiger arbeiten und nur noch Dinge umsetzen, die er versteht und in die er genug Einblick hat. In der Vergangenheit habe er Prozesse nicht durchdacht, sondern "einfach immer angefangen" – chaotisch und oft ohne Plan. Doch er habe niemals schlechte Absichten gehabt. Deshalb hält er abschließend fest, in der Hoffnung, dass in Zukunft alles besser wird: "Ich bin übereifrig und ein scheiß Unternehmer, aber ich bin kein Betrüger!" (cch)