Frauenfußball im Iran: Beeindruckende Bilder zeigen mehr als nur ein Spiel
Frankfurter Rundschau
Wenn die Iranerin Maryam Majd im Stadion steht und Frauen beim Fußball fotografiert, zeigt sie damit nicht nur den Sport – sie würdigt die Unterdrückten und riskiert dafür selbst Repressionen.
Frankfurt am Main - Es sind Sätze, die zuletzt selten über ihre Lippen kamen. „Mit geht es gut. Ich bin wirklich glücklich hier.“ Das schreibt Maryam Majd aus Navi Mumbai, eine auf dem Reißbrett geplante Millionenstadt im indischen Bundesstaat Maharashtra. Dort verbringt die 34-Jährige die Tage meist allein in einem Zimmer. Aber sie hat etwas zu tun, und sie hat eine Mission.
An der indischen Westküste werden gerade nicht nur der Asienmeister im Frauenfußball, sondern auch bis zu sieben Teilnehmerteams an der Frauen-WM 2023 in Australien und Neuseeland ermittelt. Die Favoriten Japan und China zogen am vergangenen Sonntag ins Halbfinale ein. Am Spielfeldrand drückte Maryam Majd fast unaufhörlich auf den Auslöser ihrer Kamera, mit zittrigen Händen und leuchtenden Augen. Für die einzige offiziell akkreditierte Fotografin aus dem Iran war allein die Anwesenheit bei diesem offiziellen Turnier unter Hoheit des Fußball-Weltverbandes Fifa ein Sieg.
Seit vielen Jahren widmet sich Maryam Majd einer Aufgabe, die weit über den Fußball hinausreicht. Fast setzt sie ihr Leben dafür ein, unterdrückten Sportlerinnen ein Gesicht zu geben.
Sie kam am Donnerstag vergangener Woche in Indien an. Zwei Tage dauerte ihre Reise, um aus ihrer Heimatstadt Teheran über Dubai nach Navi Mumbai zu gelangen. Über einen Freund in Indien fand sie ein günstiges Hotel in der Nähe des Stadions, das weniger als 30 Dollar pro Nacht kostet. Abseits von Stadion und Hotel sieht sie dort bis zum Finale am Sonntag nicht viel. Ganz bewusst, sie sagt: „Ich gehe sonst nirgendwo hin, weil die Corona-Situation in Indien schrecklich ist. Wenn mein PCR-Test positiv wäre, müsste ich für acht Tage in Quarantäne – und würde alles verlieren. Also muss ich vorsichtig sein.“
Maryam Majd könnte sonst keine Bilder machen. Und keine Botschaften transportieren. Denn das ist es, was sie auch bei diesem aufwendigen Trip angetrieben hat. Allein für das Business-Visum nach Indien musste sie umgerechnet 280 Dollar aufbringen – das Vierfache von einem Touristen-Visum. Für sie ist das ein Vermögen.