Französische Komödie über russische Homophobie in der Ukraine gedreht
DW
"Die Rache der glitzernden Garnelen" handelt von einer schwulen Wasserballmannschaft, die in die Fänge des homophoben Russlands gerät. Gedreht wurden die Szenen in vor dem Angriffskrieg in der Ukraine
Es ist eine Welt, von der Viele nicht wissen, dass es sie gibt. Ein Dutzend Männer und eine Frau tummeln sich an einem Mittwochabend auf einer Seite eines Schwimmbeckens in einem Hallenbad im Süden von Paris. Sie sind Teil der "Glitzernden Garnelen", einer LGBTQ-Wasserpolo-Mannschaft (LGBTQ steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell, queer). Alle tragen eine Badekappe mit Ohrenschützern aus Plastik. "Ihr müsst Euren Gegenspieler decken, und zwar mit Körperkontakt", ruft ihnen der Trainer Sébastien Beysson zu. "Körperkontakt ist kein Problem", entgegnet einer der Spieler, und seine Kollegen kichern.
Kurze Zeit später ertönt der Anpfiff. Während eine Hälfte des Teams versucht, den Ball so oft wie möglich ins Tor der gegnerischen Mannschaft zu befördern, sitzt die andere Hälfte auf der Auswechselbank am Rand. Das echte Team der Glitzernden Garnelen diente schon 2019 als Inspiration für einen französischen Kinofilm. Nun ist ein zweiter Teil in die Kinos gekommen - bisher nur in Frankreich, bald soll er auf internationalen Festivals laufen. Er lässt den Zuschauer nicht nur die Welt des LGBTQ-Wasserpolos entdecken, sondern illustriert auch, wie weit der russische Alltag von der Kultur Europas und der Ukraine entfernt ist.
"Im ersten Film wurde ein homophober Coach Trainer einer schwulen Wasserpolo-Mannschaft", sagt Regisseur Cédric Le Gallo, der an diesem Mittwoch als Verteidiger in dem Wasserpolo-Team mitspielt, im Interview mit der DW. "In "La Revanche des Crevettes Pailletées" (Die Rache der glitzernden Garnelen) reist die Wasserpolo-Mannschaft nach Russland und kommt in Kontakt mit der Homophobie dieses Landes." Auf dem Weg zu den Gay Games in Tokyo müssen die Spieler nämlich wegen eines Buchungsfehlers eine Nacht in Moskau verbringen. Die Polizei verhaftet Einige von ihnen und bringt sie in ein Umerziehungslager, wo man ihnen das Schwulsein austreiben will. "Es ist wichtig zu zeigen, dass es in manchen Ländern der Welt nicht einfach ist, schwul zu sein. Dazu gehören natürlich nicht Deutschland oder Frankreich, aber Russland. Dort ist es illegal, als Mann seinen Freund auf der Straße zu küssen - denn das gilt als LGBTQ-Propaganda", erklärt Le Gallo.
Wegen dieser Gesetzgebung konnte die Crew nicht in Russland filmen. Anstatt dessen drehte sie von Januar bis April 2021in der Ukraine - auch, weil die Menschen dort russisch sprechen und die Architektur teilweise an Russland erinnert. Dass in den Straßen, die man im Film sieht, nun Panzer rollen und in dem Krieg Menschen sterben, erscheint Le Gallo immer noch unvorstellbar. "Die ganze Situation zeigt nur noch deutlicher, wie unterschiedlich die Ukraine und Russland sind", findet er. "Die Ukrainer wollen Teil von Europa sein - sie sind uns sehr ähnlich und ganz anders als die Russen."
Das sieht auch Trainer Beysson so. Er war Statist im Film und teilweise beim Dreh in der Ukraine dabei. "Man konnte fühlen, dass die Ukraine sich in einer positiven Dynamik befand in Richtung mehr persönliche Freiheiten, nicht nur was LGBTQ-Rechte angeht", sagt er im DW-Interview. "Aber das ist jetzt alles nebensächlich und in gewisser Weise zum Stillstand gekommen. Es ist schrecklich, dass in der Ukraine Krieg herrscht. Die Schauspieler, mit denen wir eben noch gedreht haben, sind jetzt damit beschäftigt, ihr Land zu verteidigen, zu fliehen, oder ihre Familie in Sicherheit zu bringen."