Frankfurter Löwen im friedlichen Juli
Frankfurter Rundschau
Der Eishockey-Erstligist befindet sich in der gemächlichen Phase der Saisonvorbereitung. Trainer Matti Tiilikainen: „Es ist gut, dass wir jetzt Zeit haben, uns kennenzulernen“
Mit Eishockey hat das alles noch nicht so furchtbar viel zu tun, so ist das in der Vorbereitung. Selbst wenn zwischendrin Holzkugeln auf ein Tor geschlagen werden, zur Abwechslung. Aber jetzt war bei den Frankfurter Löwen eben Grundlagenarbeit angesagt, auch nicht auf dem Eis, sondern in der Leichtathletikhalle in Kalbach. Sprints, Sprünge, Gewichte stemmen, zwischendrin auch mal eine Art sportliches Tic Tac Toe spielen: Mit einem Gitternetz aus Stäben, in das zwei Gegner mit flotten Läufen rote und weiße Hütchen in eine Dreierreihe zu setzen versuchen, da lässt sich kaum einer austricksen. Während das Trainerteam die Woche über immer wieder zum Austausch hinten im Besprechungsraum zusammensitzt.
„Der Juli ist noch ein friedlicher und auch ein interessanter Monat“, sagt Matti Tiilikainen. Der neue Headcoach des Erstligisten ist vor einigen Tagen in Frankfurt eingetroffen, oder besser: Dorthin zurückgekehrt, wo er von 2018 bis 2020 schon hauptverantwortlicher Trainer war. Nun ist das Trainerteam neu sortiert, in dieser Form hat man noch nicht zusammengearbeitet. „Es ist gut, dass wir jetzt Zeit haben, uns kennenzulernen, darüber zu sprechen, wie wir trainieren und spielen wollen“, meint der mit seinen 35 Jahren immer noch vergleichsweise junge Trainer. „Das hängt natürlich sehr vom Headcoach ab, da brauchen die anderen Informationen von mir. Aber ich will auch die Informationen von ihnen, damit wir eine gute Mischung finden.“
Und wie will der Headcoach spielen lassen? Tiilikainen lacht und versucht es möglichst kurz zu halten. „Wir wollen ein Team sein, das schwer zu schlagen ist. Wir wollen hart kämpfen, mit großem Herzen. Wir wollen, dass unsere Spieler geschickt, fähig und kreativ sind, wir wollen offensiv gut sein. Aber wenn du erfolgreich sein willst, brauchst du auch eine gute Defensive, Teamwork und natürlich eine gute Struktur“, erklärt er auf der Kalbacher Tribüne, während unten noch einige Löwen unter Anweisung des neuen Assistenzcoaches Janne Kujala auf Heimtrainern strampeln.
Eishockey sei ein sehr komplexer Sport, die schnellste Mannschaftssportart der Welt, fährt Tiilikainen fort. Mit viel mehr zufälligen Ereignissen als beispielsweise im Fußball, viel mehr Tempo, kürzeren Wegen von Tor zu Tor. „Vieles muss deshalb automatisch passieren. Das braucht aber Zeit und Training.“ Und ist eine Frage von Prinzipien. „Wir wollen Verhaltensweisen herausbilden, die uns helfen zu gewinnen“, erklärt Tiilikainen und nennt Fragen dazu: „Wie wollen wir trainieren? Wie wollen wir umschalten zwischen Defensive und Offensive? Haben wir als Verteidiger die Lücken unter Kontrolle, kommen die Angreifer richtig mit zurück? Wie helfen wir dem Torwart? Wie werden wir vor dem gegnerischen Tor gefährlich?“
Die Prinzipien seien die Basis, die ganzen Details kämen dann dazu, führt er aus. Wie man etwa hart forecheckt, aber trotzdem die Kontrolle behält, um sich nicht von einem Pass aushebeln zu lassen. Einen Zwei-gegen-Eins-Konter kreiert. Oder Dreiecke bildet, um Anspielstationen zu haben. Den Spielern etwas an die Hand geben, ihnen helfen, das komplexe Spiel zu vereinfachen.