Flugreisen mit Folgen: Empörung über Johnson und von der Leyen
ProSieben
Flugreisen im Privatjet bergen für Politiker seit jeher ein Imagerisiko und in Zeiten des Klimawandels umso mehr. Nun sehen sich EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und der britische Premier Boris Johnson Vorwürfen ausgesetzt.
Wann ist es gerechtfertigt, dass Spitzenpolitiker einen Privatjet nutzen? Und wann sollten sie als Menschen mit besonderer Vorbildfunktion lieber verzichten? Enthüllungen über klimaschädliche Reisen von EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und Großbritanniens Premier Boris Johnson haben eine hitzige Diskussion über deren Glaubwürdigkeit im Kampf gegen die Erderwärmung entfacht - und das ausgerechnet während der UN-Klimakonferenz COP26.
Die EU-Kommission musste am Donnerstag einräumen, dass von der Leyen im Juni mit einem Charterjet von Wien aus in die keine Hundert Kilometer entfernte slowakische Hauptstadt Bratislava geflogen war. In London stand unterdessen der britische Premierminister Boris Johnson im Kreuzfeuer der Kritik. Der konservative Politiker hatte am Dienstag den versammelten Staats- und Regierungschefs bei der Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow gehörig ins Gewissen geredet, beim Kampf gegen den Klimawandel den Worten Taten folgen zu lassen.
Einem Bericht des "Daily Mirror" zufolge setzte sich Johnson allerdings direkt danach in einen Privatjet und flog zu einem Dinner in einem exklusiven Club in London, dessen Mitgliedschaft Männern vorbehalten ist. Er soll dort den früheren Chefredakteur des "Daily Telegraph" und bekennenden Klimawandelskeptiker Charles Moore getroffen haben.
Die Reaktionen fielen empört aus. "Das ist atemberaubende Heuchelei vom Premierminister", sagte Anneliese Dodds von der oppositionellen Labour-Partei dem "Mirror". Von der Leyen geriet ebenfalls unter Beschuss. Der rund 20-minütige Flug von Wien nach Bratislava sei eine "ökologische Sünde", sagte der Generalsekretär des Steuerzahlerbundes, Michael Jäger, der "Bild"-Zeitung (Donnerstag). Neben Steuergeld koste dies "vor allem viel Glaubwürdigkeit". Die CDU-Abgeordnete Jana Schimke kommentierte: "Wenn man Wandel will, dann muss man ihn auch vorleben. Ansonsten wird man unglaubwürdig."