Filmfestival in Frankfurt: Wenn es nicht mal für Schuhe reicht
Frankfurter Rundschau
Das Festival „Remake Frankfurter Frauen Film Tage“ befasst sich diesmal mit dem Thema Arbeit. Es will an die Tradition des widerständigen Kinos anknüpfen.
Eva Meyer arbeitet in einem Ramschladen. Mit ihrem kargen Lohn hilft sie ihrer Familie, über die Runden zu kommen. Geld für neue Schuhe, die sie dringend benötigt, fehlt. Dann macht ein Mann ihr ein Angebot. „Shoes“, also „Schuhe“, lautet der Titel eines US-amerikanischen Stummfilms aus dem Jahr 1916. Dessen Vorführung ist Höhepunkt des Filmfestivals „Remake. Frankfurter Frauen Film Tage“, das am Dienstag, 23. November, beginnt. „Shoes“ ist mit einer Welturaufführung verbunden.
„… weil nur zählt, was Geld einbringt“, diesen Titel einer 1979 veröffentlichten Studie zur Hausfrauenarbeit haben die Kuratorinnen dem Filmfestival vorangestellt. „Wir knüpfen mit unserem Schwerpunktthema an die Tradition des widerständigen Kinos an, indem wir ein klassisches Sujet der neuen Frauenbewegung und der feministischen Filmarbeit aufnehmen“, sagt Gaby Babic, Kuratorin und Leiterin der Kinothek Asta Nielsen, die das Festival zum dritten Mal ausrichtet, bei der Vorstellung des Programms.
Die Filme, die an den sechs Festivaltagen zu sehen sein werden, nehmen alle Formen von Arbeit, die Frauen leisten, in den Fokus, auch die unsichtbaren, also die in Haushalten und Beziehungen. Zur Eröffnung am Dienstag, 23. November, ist beispielsweise von 21.30 Uhr an „Misteln“ zu sehen, ein Film der ungarischen Regisseurin Judit Ember aus dem Jahr 1978, in dem sie drei Generationen von Frauen porträtiert, die aufeinander angewiesen sind. Darin wird auch zum ersten Mal in der Geschichte des Dokumentarfilms die Geburt eines Kindes per Kaiserschnitt aufgezeichnet.