Faktencheck: Wie sicher ist eine Abtreibung mit Kräutern?
DW
Petersilie oder Papaya als Abtreibungsmittel? In sozialen Netzwerken behaupten User, dass Frauen mit Pflanzen abtreiben können. Stimmt das wirklich? Und ist solch eine Methode überhaupt sicher? Ein Faktencheck.
Infolge des Urteils am Obersten US-Gerichts zum Abtreibungsrecht, könnten in den USA rund die Hälfte der BundesstaatenAbtreibung künftig verbieten. Und auch weltweit gibt es einige Länder wie beispielsweise El Salvador, Ägypten, Irak oder Madagaskar, in denen Abtreibung illegal ist. Zuletzt häuften sich in den sozialen Netzwerken, vor allem bei TikTok und Instagram, Ratschläge, wie Frauen angeblich sicher und selbst zuhause abtreiben können: Mit Kräutern wie Petersilie, Traubensilberkerze und Flohkraut zum Beispiel oder mit Früchten wie Papayas. Als Mix oder einzeln. Doch können solche pflanzlichen Mittel wirklich einen Schwangerschaftsabbruch hervorrufen? Und wie gefährlich sind sie?
Behauptung: In den sozialen Netzwerken kursieren derzeit Behauptungen zu Schwangerschaftsabbrüchen wie diese: "Lebst du in einem Staat, in dem gerade erst Abtreibung verboten wurde? Kräuter funktionieren auch als (Abtreibungs-)Medizin", schreibt beispielsweise eine Nutzerin auf TikTok, die ihren Followern in den Kommentaren unter anderem Beifuß, Petersilie oder Bärlappgewächs empfiehlt.
DW-Faktencheck: irreführend Frauen, die versuchen, mit Kräutern oder Pflanzen abzutreiben, trinken diese beispielsweise als Tee, essen sie, führen sie vaginal oder auch intravenös ein. All diese Methoden sind laut Experten bereits angewandt worden, und sie sind potentiell gefährlich. "Ich kann jede Frau nur davor warnen, solche pflanzlichen Produkte zu einem Schwangerschaftsabbruch zu nehmen, weil die Wirkung unkalkulierbar ist", sagt Roland Seifert, Leiter des Instituts für Pharmakologie an der Medizinischen Hochschule Hannover, im DW-Interview.
Tatsächlich gibt es kaum Studien, die die Wirkungen verschiedener Kräuter und Pflanzen als Abtreibungsmittel ausreichend erforscht haben. Grund dafür ist, dass viele ungewollt Schwangere die Kräuter mixen, die Dosen und der Zeitraum der Einnahme oft variieren und manchmal auch mit Instrumenten vaginal nachgeholfen wird, wie eine Studie von Forschern an der University of the Oriental Republic of Uruguay zeigt. Manchmal kommt es tatsächlich zu einer Abtreibung durch Kräuter - doch diese ist verbunden mit einem hohen Sterberisiko für die Person, die die Selbstabtreibung vornimmt. "Eine sichere Abtreibung mit pflanzlichen Mitteln kann es nicht geben", bestätigt die Pharmazeutin Larissa Leibrock-Plehn, die zur Geschichte pflanzlicher Abortiva promovierte, im DW-Interview. "Entweder ist sie unwirksam oder in der entsprechenden Dosierung gefährlich."
Pflanzliche Abtreibungen zählen also zu unsicheren Abtreibungen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind 45 Prozent der Abtreibungen weltweit unsichere Abtreibungen. Dabei handelt es sich um Abbrüche, die unter anderem ohne Beratung stattfinden, von ungelernten Menschen oder fehlerhaft beziehungsweise unhygienisch durchgeführt werden.