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Facebook, wir müssen reden! Warum der Journalismus sich von seinem Account trennen sollte
DW
Facebook verlassen. Das klingt einfacher, als es ist. Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Journalismus, um sich seine Abhängigkeit einzugestehen - und diese zu beenden?
Den Account bei Facebook löschen: Das ist aus mehreren Gründen eine gute Idee. In den vergangenen Tagen wurde wieder heiß über die Meinungsfreiheit diskutiert, weil der global agierende Milliardär Elon Musk Twitter kaufen wollte. Doch die große Empörung über die völlige Eskalation der Verwobenheit des Journalismus mit Facebook bleibt seit Jahren aus. Warum?
Das soziale Netzwerk ist längst ein fixer Bestandteil unseres Arbeitsalltags. Ich erhalte regelmäßig Mails von der Redaktionsleitung mit den Reichweitenzahlen der erfolgreichsten Beiträge. Das soll motivieren. Aber motivieren wozu? Wann genau geschah es, dass die Reichweite auf genau dieser sozialen Plattform zu einem derart wichtigen Indikator geworden ist? So wichtig, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich es mir beruflich überhaupt leisten kann, den Account einfach zu löschen.
Was würde mit den über Jahre aufgebauten Netzwerken, den unzähligen Gruppen zu den unzähligen wichtigen Themen passieren? Und was kommt danach? Was ist die Alternative zur Verbreitung von Inhalten, die ich für gesellschaftlich relevant halte und die ich teilen möchte, so wie ich es seit Jahren auf Facebook gelernt habe? Wenn ich keine Reichweite auf dieser Plattform mehr habe, existiere ich dann überhaupt noch?
Den Account zu löschen erscheint auf den ersten Blick wahnsinnig unbequem. Es wäre viel angenehmer, einfach auf der Plattform zu verweilen und sich einzureden, sie sei nicht mehr als ein Verbreitungstool für uns journalistische Medien.
Und weil wir Journalistinnen und Journalisten es uns so bequem gemacht haben auf Facebook, geht der Konzern Meta jetzt noch einen Schritt weiter. Im Meta Journalism Project werden wir geschult, damit wir "Geschichten von Bedeutung erzählen können". Jetzt sollen wir also lernen, Stories so zu erzählen, wie es dem Algorithmus gefällt, damit die Werbung, die geschaltet wird, auch wirklich gut zu dem Content passt, der aus den Redaktionen kommt.