Fünf Richtige
Süddeutsche Zeitung
Wer derzeit grüne und gelbe Kästchen twittert, der spielt, na klar, Wordle. Wie konnte aus der Faszination für Wörter mit fünf Buchstaben so ein Hype entstehen?
Die kleinen Kästchen wirken wie eine Geheimschrift. Grün, gelb, grau, angeordnet in Reihen, wie Botschaften nur an Eingeweihte. Überall in den sozialen Medien tauchen sie gerade auf. Zur Entschlüsselung muss man aber weder Zaubertinte erwärmen noch das Morsealphabet verstehen - es reicht, das Online-Rätsel Wordle zu kennen.
Was da so fleißig geteilt wird, sind Ergebnisse, die Nutzerinnen und Nutzer bei dem Spiel erreichen. Es gilt, ein Wort aus fünf Buchstaben zu erraten, jeden Tag ein neues, wofür man sechs Versuche hat. Ist ein Buchstabe richtig, wird die Kachel grün, kommt er im Wort vor, aber an anderer Stelle, wird sie gelb - grau-schwarz bedeutet, dass der Buchstabe nicht in der Lösung enthalten ist. Im besten Fall ist im Ergebnis also die unterste Reihe grün, und im allerbesten steht sie recht weit oben.
Für Felix Döllerer waren Computerspiele lange eine Möglichkeit, der Realität zu entfliehen. Wie auch Lara Wüster litt er unter psychischen Problemen. Nun entwickeln sie gemeinsam mit Lehann Cronje und Stéfan Visser Computerspiele, die Empathie und Austausch fördern. Von Louis Seibert
Ausgedacht hat sich das Josh Wardle, ein Software-Entwickler aus Brooklyn, und ja, der Spielename ist ein Wortspiel mit seinem Nachnamen. Noch dazu ist Wordle eine Liebeserklärung - entworfen hat Wardle das Spiel nämlich für seine Freundin, wie er kürzlich der New York Times erzählt hat. Zuerst rätselte das Paar nur zu zweit, dann verbreitete sich das Spiel per Whatsapp bei Freunden und Familie, und irgendwann ging es viral. Im November spielten 90 Menschen Wordle. Im Januar waren es 300 000.
Was Bananenbrot und Sauerteig für die Corona-Anfangszeit, das ist Wordle in Zeiten von Omikron. Zum Hype beigetragen haben dürften Prominente wie der US-Late-Night-Moderator Jimmy Fallon, der seine grünen und gelben Kästchen twitterte. Besonders Passionierte filmen sich inzwischen beim Rätseln, bauen 3-D-Würfel-Modelle aus ihren Ergebnissen oder sticken das Muster im Kreuzstich nach. Ein Fan hat sogar eine Software erstellt, die die Resultate zu Musik werden lässt. Wie viele aus Deutschland mitraten, verrät Wardle nicht. Inzwischen gibt es auch eine deutschsprachige Version, wordle.at, nachgebastelt aus der frei zur Verfügung stehenden Original-Software.