EU-Behörden empfehlen zweiten Corona-Booster ab 60 Jahren
DW
Europa könnte ein neuer Corona-Herbst bevorstehen. Die EU-Gesundheitsbehörden machen angesichts steigender Zahlen bereits darauf aufmerksam, dass beim Impfen schon jetzt gehandelt werden muss.
Bislang hatten die Gesundheitsbehörden der Europäischen Union eine zweite Corona-Auffrischungsimpfung nur für Menschen über 80 Jahren empfohlen. Der Personenkreis wurde nun erweitert. "Es ist von entscheidender Bedeutung, dass alle über 60-Jährigen und alle gefährdeten Personen so schnell wie möglich eine zweite Auffrischungsdosis erhalten", sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC und die EU-Arzneimittelbehörde EMA gaben entsprechende Empfehlungen heraus. Die zweite Booster-Impfung solle mindestens vier Monate nach der vorherigen Impfung verabreicht werden, wobei der Schwerpunkt auf Personen liegen solle, die ihren ersten Booster vor mehr als sechs Monaten erhielten.
Derzeit wird nach Angaben der ECDC nicht nur eine steigende Zahl von Covid-Fällen, sondern ein auch zunehmender Trend bei der Aufnahme in Krankenhäuser und Intensivstationen beobachtet. Diese Entwicklung werde hauptsächlich auf die Omikron-Untervariante BA.5 zurückgeführt. "Dies signalisiert den Beginn einer neuen, weit verbreiteten Covid-19-Welle in der Europäischen Union", sagte ECDC-Direktorin Andrea Ammon. Eine zweite Auffrischungsimpfung bei über 60-Jährigen und gefährdeten Personen könne eine erhebliche Anzahl von Krankenhausaufenthalten und Todesfällen verhindern.
EU-Gesundheitskommissarin Kyriakides forderte die Regierungen der Mitgliedstaaten auf, sofort entsprechende Booster-Impfung anzubieten. "Es gibt keine Zeit zu verlieren", betonte sie.
Für Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) einen zweiten Booster bislang nur Menschen ab 70 Jahren sowie einigen anderen Gruppen, darunter Menschen mit unterdrücktem Immunsystem, Pflegeheimbewohnern und Personal medizinischer Einrichtungen. Nach aktuellen Angaben haben bislang 7,3 Prozent der Bevölkerung in Deutschland eine zweite Auffrischimpfung bekommen.
Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums in Berlin geht nach eigenen Angaben davon aus, dass die Stiko sich der EU-Empfehlung nicht direkt anschließen wird. Die Stiko arbeite unabhängig, betonte er. Da jedoch noch nicht klar sei, welche Virusvarianten im Herbst auftreten und inwieweit die Impfstoffe dagegen wirksam sind, werde vermutlich "noch ein bisschen abgewartet", bis "mehr Klarheit" besteht, sagte der Sprecher. Grundsätzlich könnten sich aber auch jetzt schon unter 70-Jährige boostern lassen, fügte er hinzu.