Ethikrat: Freier Suizid-Entschluss muss respektiert werden
n-tv
Aufgabe des Deutschen Ethikrats ist es, sich zu heiklen Fragen zu äußern. Kaum ein Thema ist so heikel wie die Entscheidung eines Menschen, das eigene Leben zu beenden. In einer neuen Stellungnahme nähert sich das Gremium diesem Komplex an, verzichtet angesichts vieler Differenzen aber auf eine Empfehlung.
Die wirklich freiverantwortliche Entscheidung zum Suizid muss nach Überzeugung des Deutschen Ethikrates "als Ausdruck des Selbstbestimmungsrechts" akzeptiert und respektiert werden. Dies sagte die Ethikrats-Vorsitzende Alena Buyx bei der Vorstellung einer Stellungnahme zu dem Thema. Staat und Gesellschaft hätten kein Recht, die Menschen am Suizid zu hindern. Allerdings müsse Suizidprävention dennoch eine wichtige Rolle spielen.
Weil die Entscheidung zum Suizid irreversibel sei, müssten freiverantwortliche Suizidentscheidungen jedoch einem besonders hohen Maß an Selbstbestimmung genügen, heißt es in der Stellungnahme mit dem Titel "Suizid - Verantwortung, Prävention und Freiverantwortlichkeit". Das setze die Fähigkeit voraus, alle Gesichtspunkte ausreichend und realitätsbezogen zu bewerten und gegeneinander abzuwägen.
Freiverantwortliche Suizidentscheidungen resultierten überwiegend aus Lebenslagen, in denen die Verwirklichung von Grundbedürfnissen massiv erschwert ist, betonte der Ethikrat in seiner Stellungnahme. Allerdings müssten Staat und Gesellschaft dafür sorgen, dass sich Menschen auch in solchen Situationen nicht genötigt sehen, "den Tod als vermeintlich kleineres Übel dem Leben vorzuziehen", sagte der Sprecher der ratsinternen Arbeitsgruppe, Helmut Frister.